Lehrergewerkschaft will wieder Pflicht zum Hauptfach-Studium

Um an einer Mittelschule zu unterrichten, musste man sich früher im Studium für ein Hauptfach (Deutsch, Mathematik, Englisch) und ein Nebenfach entscheiden. Seit der Reform der Lehrerausbildung 2016/17 ist die Fächerkombination frei wählbar. Als Folge davon wurde es allerdings laut dem obersten Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) schwieriger, die Hauptfächer auch mit dafür ausgebildetem Personal zu besetzen. Er will daher wieder eine Pflicht zum Hauptfach-Studium.

Lehrer in Hauptfächern wie Mathematik sind Mangelware

Die Unterrichtsorganisation wird schwieriger, je kleiner der Standort ist, so Pflichtschullehrervertreter Kimberger im Gespräch mit der APA. Die Folge sei mehr fachfremder Unterricht. Vor dieser Entwicklung habe die Lehrervertretung auch schon vor Einführung der gemeinsamen Ausbildung für Mittelschullehrer und AHS- und BMHS-Lehrer gewarnt. Eine Pflicht zum Studieren von zumindest einem Hauptfach sei damals aber mit Verweis auf die Autonomie der Unis, die seit der Reform gemeinsam mit den Pädagogischen Hochschulen für die Lehrerausbildung in der Sekundarstufe zuständig sind, nicht umsetzbar gewesen. "Ich halte sehr viel von der früheren Struktur, dass ein Hauptfach dabei sein muss", so Kimberger.

Gewisses Maß an fachfremden Unterricht notwendig

Den fachfremden Unterricht werde man wegen der kleinen Strukturen, vor allem in den Flächenbundesländern, in Österreich zwar nicht auf null bringen. "Das wird nicht funktionieren, und aufgrund des Personalmangels im Moment schon gar nicht." Es gäbe allerdings Ideen und Konzepte wie etwa die Hauptfach-Pflicht, um ihn zumindest zu reduzieren, so Kimberger.

Skepsis bei geplanten Schutzmaßnahmen

Skeptisch ist Kimberger auch bei den von der Regierung geplanten "Schutzmaßnahmen", die ein Ausbrennen von Junglehrern verhindern sollen. Dabei ist unter anderem ein Verbot des fachfremden Unterrichts vorgesehen. "Wir müssen schauen, dass der Schulbetrieb in ganz Österreich gesichert werden kann. Da brauchen wir die notwendige Flexibilität und da wird es ohne ein gewisses Maß an fachfremdem Unterricht wahrscheinlich nicht gehen."

Fachfremder Unterricht vor allem in Mittelschulen

Fachfremder Unterricht ist vor allem an den im Vergleich zu AHS oft deutlich kleineren Mittelschulen ein Thema. Schon vor der Umstellung auf das neue Dienstrecht (für Junglehrer optional ab 2015 und verpflichtend ab 2019) war es an Mittelschulen Usus, dass Lehrer Fächer unterrichtet haben, für die sie eigentlich keine Ausbildung hatten. Im neuen Dienstrecht können Lehrer aller Schulformen aus "wichtigen dienstlichen Gründen" für bis zu einem Semester zu fachfremdem Unterricht verpflichtet werden.

Quelle: APA Science