Schulleiter gefordert und oft auch überfordert

Die Studie "Schulleitungsbarometer Austria 2024“ der JKU Linz untersucht die zentrale Rolle von Schulleitungen vor Ort für die Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung. Vielfältige Herausforderungen fordern die Schulleitungen, oftmals überfordern sie sogar.

Großteil der Schulleitungen am Limit

Aktuelle Herausforderungen an Schule und Bildung fordern die Schulkollegien und die Schulleitungen. Fast die Hälfte der Schulen Österreichs sind mit Personalmangel konfrontiert, davon 80 Prozent sogar gravierend. Ohne Frage sind Schulleitungen in den Schulen wichtig für die Qualität und die Entwicklung von Schule und Bildung, auch im Umgang mit den vielfältigen Anforderungen. Sie sind aktuell aber auch stark gefordert, ein großer Teil ist am Limit oder überfordert. 

Personalmangel an den Schulen in Österreich

Erste Analysen zeigen: Rund 45% der Schulleitungen geben an, dass es derzeit einen Mangel an Lehrkräften an ihrer Schule gibt, der tendenziell größere Auswirkungen hat und problematisch ist. Dieser Mangel zeigt sich besonders stark in den folgenden Bereichen: in der Sonderpädagogik, im Ganztag, bei Volksschullehrkräften sowie in den Fächern Physik, Chemie, Sport und Musik. 

Was kann man dagegen unternehmen?

Als wirksame Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel sehen die befragten Schulleitungen u.a. die Anhebung der Gehälter, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Einstellung von zusätzlichem administrativem Personal und die Verkürzung der Ausbildung.

Arbeitsbelastung und Arbeitszufriedenheit

Die ersten Ergebnisse des Schulleitungs-Barometers Austria 2024 zeigen eine eher hohe Arbeitszufriedenheit der Schulleitenden. Allerdings ist die Gruppe der Schulleitungen, die ein hohes Stresserleben haben, eine hohe berufliche Belastung empfinden und eine niedrig ausgeprägte Arbeitszufriedenheit aufweisen, mit 41% Prozent ausgesprochen hoch. So gibt auch rund ein Drittel der Befragten an, in ihrem Beruf ständig überfordert zu sein. Rund die Hälfte gibt an, selten das Gefühl zu haben, einmal richtig abschalten zu können. 

Immer mehr Aufgaben

Eine der Ursachen für diese empfundene Belastung könnte darin liegen, dass der Aufgabenbereich von Schulleitenden nach eigenen Angaben in den letzten fünf Jahren eher größer (20%) bzw. viel größer (71%) geworden ist. Auch Unterstützungsmaßnahmen und Ressourcen vor Ort sowie kontinuierliche Qualifizierungsmaßnahmen spielen eine Rolle.

Belastung durch Mehrarbeit und Überstunden

Rund ein Drittel der Schulleitungen gibt an, im vergangenen Schuljahr nicht kompensierte Überstunden bzw. erhebliche zusätzliche Mehrarbeit geleistet zu haben. Vom Umfang her sind das zwischen 100 und mehr als 400 Stunden Mehrarbeit im Jahr.

Belastung durch hohen Unterrichtsaufwand

Aktuell haben Schulleitungen in Österreich neben ihrer Schulleitungstätigkeit einen ausgesprochen hohen zeitlichen Anteil, selbst zu unterrichten. Im Sinne einer angemesseneren Ausübung ihrer Managementfunktion wäre eine Reduktion der Stundenzahl bzw. der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung nötig, die aber dem aktuellen Personalmangel entgegensteht. Schulleitung in Österreich ist noch nicht auf dem internationalen Stand einer Schulmanagementfunktion angekommen. 

Praktisch alle Schuleitungen für mehr Kooperation mit Schulaufsicht

Im Hinblick auf die Kooperation mit der Schulaufsicht empfinden 94 Prozent (!!!) der Schulleitungen ihre Einbindung in Entscheidungsprozesse des Ministeriums als zu wenig. Sie befürworten daher eine gesetzliche Verpflichtung des Ministeriums und der Bildungsdirektionen, sie als Schulleitungen in Entscheidungsprozesse einzubinden.