Bewegung macht Schule

© Herrmann Städtler

Warum brauchen wir die Bewegte Schule?
Ein Beitrag von Hermann Städtler aus dem Themenheft „Bewegte Schule“ der Zeitschrift Bewegung und Sport, die sich an alle Pädagoginnen und Pädagogen richtet, die das Konzept der „Bewegten Schule“ in Ihren Unterrichtsalltag integrieren wollen.

Warum brauchen wir die Bewegte Schule?

Schule in Bewegung zu bringen heißt für uns, Schule zu verändern durch eine kind-, lehr- und lerngerechte Rhythmisierung des Unterrichts, durch bewegendes, bewegtes und selbsttätiges Lernen, durch bewegte Pausen, durch bewegende, beteiligende und damit gesundheitsfördernde Organisationsstrukturen, durch Öffnung der Schule nach außen, durch vernetztes Denken
(Abeling, I./ Städtler, H., 2008).

Das Thema „Bewegte Schule“ ist in der pädagogischen Diskussion nicht neu; entsprechende Konzepte werden bereits seit mehreren Jahrzehnten vorrangig aus dem Kontext der Fachdidaktik Sport heraus entwickelt. In den letzten zehn Jahren hat es zusätzliche Anlässe gegeben, die die Relevanz von Bewegung in der Schule verdeutlichen: eine Veränderte Kindheit; ein bedenklicher Gesundheitsstatus unserer Heranwachsenden; Erkenntnisse aus der Lernund Entwicklungsforschung zur Bedeutung von Bewegung und die vorherrschende Bewegungsarmut in Schulen. Dies führte in der Vergangenheit zu einer kompensatorischen Ausrichtung mit der Folge, das Konzept der Bewegten Schule als sportives Rezept gegen die Sitzschule einzubauen.
So sorgte das Konzept unbeabsichtigt für die Beibehaltung von verkündungsorientierten Unterrichtsformen, denn immer, wenn die Schülerinnen und Schüler den Sitz-Unterricht nicht mehr aushielten, wurden belebende Bewegungshäppchen als Leidensdruckminderer eingesetzt, um
anschließend wieder anregungsarm unterrichten zu können.

Diese Haltung gilt es zu überwinden, weil spätestens im Zuge der Schulqualitätsentwicklung klar geworden ist, dass sich vor allem Unterrichtsinhalte und -methoden, Schulorganisation sowie der Lern- und Lebensraum Schule verändern müssen, um den gewachsenen Anforderungen von Lehren und Lernen gerecht zu werden. Es darf nicht um den Einsatz von Bewegungsaktivitäten als Kontrast zu einem langweiligen Sitzunterricht, sondern es muss vielmehr um bewegendes Lernen gehen, in dem der Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schülern hohe Priorität eingeräumt wird. Zudem sind Bewegung und Bewegungsfreude menschliche Grundbedürfnisse, die gerade bei Kindern und Jugendlichen stark ausgeprägt vorhanden sind.
Sie müssen als Ressourcen im Schulalltag begriffen und gezielt zugelassen werden.

Schule ohne Bewegung? Ein Gedankenspiel.

Stellen Sie sich eine Schule vor, in der

  • grundlegende Ressourcen der Kinder und Lehrkräfte keine Rolle spielen,
  • wenig Rücksicht auf die Fähigkeiten und die Heterogenität der Kinder genommen wird,
  • Bewegung und Spiel als Störung empfunden wird,
  • Wo Spiel und Spaß an Fußball, Volleyball, Basketball und Co gänzlich fehlen
  • es keine Pausen und Rückzugsmöglichkeiten gibt,
  • sich die Kinder und Lehrkräfte nicht wohl, sondern verunsichert fühlen,
  • die Geheimnisse der Welt von Lehrkräften verkündet, statt von Kindern erforscht werden,
  • es eher auf Nachmachen als auf Eigenständigkeit und Lernfreude ankommt,
  • halb- oder sogar ganztägig eher bewegungsarm als bewegungsreich gelebt wird,
  • die Innen- und Außenräume bewegungs- und spielignorant gestaltet sind,
  • sich viele Lehrkräfte überlastet fühlen.

Sie würden sicher empört reagieren und überlegen, in welchem Land solch starre Lernmöglichkeiten existieren. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass das Szenario dem Alltag vieler Schulen ähnelt. Und Sie werden beginnen darüber nachzudenken, wie (Ihre) Schule bewegender sein könnte, indem zentrale Ressourcen und Stärken von Kindern und Lehrkräften genutzt werden. Dabei hilft das Konzept der Bewegten Schule mit folgenden Gelingensbedingungen.

Autor: Hermann Städtler

Heft 1 / 2015

Bewegte Schule

Das Themenheft "Bewegte Schule" richtet sich an alle Pädagoginenn und Pädagogen, die das Konzept der "Bewegten Schule" in ihren Unterrichtsalltag integrieren wollen und dafür praxisnahe Unterstützung suchen.

Neben fundierter Basisinformation über die Strukturen der "Bewegten Schule" in Österreich und ihre Auswirkungen auf das Lernverhalten von Schülerinnen und Schülern bietet die Ausgabe unter anderem Karten, die die Gestaltung von Bewegtem Unterricht vereinfachen. Einfache Übungen, die direkt und ohne viel Vorbereitung mit den Kindern umgesetzt werden können, geben Ihnen die Möglichkeit, auch Ihren Schulalltag bewegter zu gestalten.

Inhalt (PDF)

Webseite Bewegung & Sport
Fachzeitschrift für Aus- und Fortbildung in Kindergärten,
Schulen und Vereinen

Viele weitere Informationen finden Sie auch am Portal Bewegte Schule.