Plus zwei Grad. Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten.

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Der Klimawandel ist präsenter denn je. Welche Maßnahmen man gegen die globale Erwärmung setzen kann und was wir gegen das scheinbar Unvermeidliche tun können, erzählte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb im Rahmen der Tagung zum Klimawandel der Pädagogischen Hochschule OÖ.

Spätestens seit Greta Thunberg und der Fridays for Future Initiative ist der Klimawandel aus Medien und sozialen Netzwerken nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Österreicher sind ob der Klimakrise besorgt oder betroffen. Denn man weiß: Die Natur leistet einen wichtigen Beitrag für die Menschen und ist auf die Natur angewiesen. So weit, so klar. Aber was ist so schlimm daran, wenn es 2 Grad wärmer wird? Gab es nicht schon immer Klimaschwankungen? Und wie sehen die Auswirkungen denn jetzt konkret aus?
Die Folgen des Klimawandels sind keine Fiktion: Meteorologen und Klimaforscher warnen vor einem Massensterben der Meeresfauna, vor mehr und immer häufigeren Hitzewellen, zunehmenden Dürreperioden, häufigeren Stürmen, Waldbränden und anderen Faktoren.

Auswirkungen des Klimawandels in Österreich

Alleine in den letzten Jahrzehnten hatte der Klimawandel bereits klare Auswirkungen auf die Natur in Österreich, so Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Sträucher und Obstbäume wie etwa der Apfel treiben durch den wärmeren Frühling immer früher aus. Der frühe Austrieb macht die Gewächse aber anfälliger für späteren Frost.  Auch die Ausbreitung von nichteinheimischen Tierarten wie etwa der spanischen Wegschnecke, der Dornfingerspinne oder diverser Stechmückenarten steigt stark an. Manche dieser invasiven Tierarten gefährden nicht nur die heimische Landwirtschaft, sondern können auch gefährliche Krankheiten übertragen, so die Klimaexpertin. Mit dem Klimawandel kommen jedoch nicht nur neue Krankheitsüberträger, es werde laut Kromp-Kolb auch verstärkt gesundheitliche Probleme geben. Denn unter der Hitze leiden vor allem ältere Personen und Kinder. Im Jahr 2018 starben in Österreich durch die Folgen der Hitze 766 Personen, so die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Zum Vergleich: Bei Verkehrsunfällen kamen im Jahr 2018 409 Menschen ums Leben.

Rolle der PädagogInnen im Klimawandel – Klimawandel begreifbar machen

In den Schulen wird es in Zukunft neben der Aufklärung über Ursachen und Folgen des Klimawandels vor allem darum gehen, Handlungsoptionen aufzuzeigen. Die Schulen haben in der Vergangenheit zur Umweltbildung beigetragen und werden in Zukunft verstärkt eine wichtige Rolle für den Bewusstseinswandel einnehmen.

So gibt es im Rahmen der Fridays for Future Initiative bereits eine eigene ehrenamtliche "Pädagogen for Future" Bewegung, die im April 2019 in Berlin entstand und sich zum Ziel gemacht hat, die Forderungen von Fridays for Future für mehr Klimaschutz zu unterstützen. Auf der Homepage ist zu lesen: "Wir sind uns unserer besonderen Rolle in Bildung und Erziehung bewusst und sind bereit und voller Hoffnung, einen Wandel hin zu einer guten Zukunft für alle Menschen in Einklang mit den natürlichen Lebensgrundlagen zu gestalten." Eine Materialiensammlung zu den Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und BNE ist dort ebenfalls am Entstehen.

Anregungen und Materialien für den Unterricht finden PädagogInnen außerdem auch hier: https://www.klimabuendnis.at/unterrichtsmaterialien

Bildungsministerin Iris Rauskala hat kürzlich per Erlass die Teilnahme an einer Klima-Demonstration im Rahmen von Schulveranstaltungen für zulässig erklärt - unter Einhaltung der Aufsichtspflicht. Eine Teilnahme muss mit dem Unterricht verknüpft werden, also etwa durch die Behandlung von Klimaschutz oder demokratischer Partizipation im Vorfeld bzw. in der Nachbereitung. Die Entscheidung zu einer Teilnahme obliegt den Schulstandorten. All das gilt jedoch nicht nur für Klimastreiks, auch Menschenrechtsdemos können im Rahmen von Schulveranstaltungen besucht werden.


Klimawandel- Warum +2 Grad eine Bedrohung sind


Was passiert jenseits der 2 Grad?

Die Liste der Auswirkungen ist lang. Schon jetzt. Sollte der Klimawandel unsere Erde jedoch um mehr als 2 Grad erwärmen, wird es richtig ungemütlich. Das Grönlandeis würde schmelzen und der dadurch verursachte Anstieg des Meeresspiegels würde die gesamte Menschheit betreffen. Große Ökosysteme wie der Amazonasregenwald würden verschwinden und das wiederrum wirkt sich auf das globale Klima aus.

Was können wir gegen das scheinbar Unvermeidliche tun?

Österreich habe den Klimaschutz verschlafen und in der Politik gehe es derzeit vor allem darum, die Menschen nicht zu beunruhigen, kritisiert Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Um den Klimawandel wirklich entgegenwirken zu können, müsse sich viel verändern: In der Industrie, der Landwirtschaft, bei der Ernährung und der Stromerzeugung.

Aber auch jeder Einzelne sei gefordert etwas für ein besseres Klima zu tun. Ein geringerer Fleischkonsum und die Konsumation von Lebensmitteln, die mit weniger Antibiotika, Hormonen und Pestiziden belastet sind, helfe letztlich nicht nur der Umwelt, sondern resultiere in einem gesünderen Leben, so die Expertin. Die Formel für die Zukunft lautet: Weniger Fleisch und Milchprodukte, dafür mehr regionales Obst und Gemüse. Naheliegend sei auch, dass Menschen, die zu Fuß zur Arbeit gehen oder mit dem Rad fahren, gesünder leben.  Die Politik sei gefordert, das Angebot an günstigen und guten Öffi- und Bahnangeboten zu erweitern, dieses dann aber auch zu nutzen, liege in der Verantwortung der Menschen. Nicht zuletzt beim Flugverkehr schlägt die Expertin Alarm. Dieser nimmt durch die Globalisierung auf der ganzen Welt zu. Für die Umwelt ist das ein Problem, weil beim Fliegen klimaschädliche Gase ausgestoßen werden. Laut dem CO2-Rechner der gemeinnützigen Gesellschaft Klimaktiv ist nur ein einzelner Passagier auf einem Economy-Flug von Düsseldorf nach Mallorca und zurück für den Ausstoß von 0,75 Tonnen CO2 verantwortlich. Bei Transatlantikflügen von Düsseldorf nach New York und zurück fallen laut Rechner sogar 3,65 Tonnen CO2 an.


Begrenzung der Erderwärmung ist wichtiger denn je


Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb

Helga Kromp-Kolb studierte an der Universität Wien Meteorologie und promovierte 1971. Neben einer leitenden Funktion an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) lehrte und forschte sie unter anderem an der San José State University in Kalifornien. Kromp-Kolb ist Leiterin des Zentrums für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur in Wien. 2005 wurde sie Wissenschaftlerin des Jahres und setzt sich nach wie vor unermüdlich für den Klima- und Umweltschutz ein.