Schulbuch-o-mat: Das erste freie Schulbuch Deutschlands

Was im Herbst 2012 mit einer Crowdfunding-Kampagne begann, fand vor wenigen Tagen mit der Veröffentlichung der Version 1.0 seinen vorläufigen Höhepunkt: In nur rund einem halben Jahr wurde auf Initiative eines Medienproduzenten und eines Lehrers das erste freie Schulbuch Deutschlands erarbeitet.

„Wir wollen das erste offene und freie elektronische Schulbuch Deutschlands publizieren – ohne Verlage, ohne Urheberrecht, alles frei zu verwenden und zu kopieren!“ Mit diesem ambitionierten Ziel riefen Heiko Przyhodnik  und Hans Hellfried Wedenig im November 2012 über die Crowdfunding-Plattform Startnext zur Unterstützung von „Schulbuch-O-Mat“ auf. Innerhalb von 2 Monaten gelang es, 10.000 Euro an Spenden für das geplante Projekt, ein Biologiebuch für die Klassenstufe 7/8 (Rahmenlehrplan Berlin), zu lukrieren.

Umfangreiche Inhalte

Obwohl die kollaborative Teilnahme an der Erarbeitung der Inhalte – vor allem aufgrund der technischen Nutzungsbarriere – geringer ausfiel als erhofft, gelang es einem Kernteam aus rund 10 Personen, innerhalb eines halben Jahres ein über 200 Seiten starkes Schulbuch mit mehr als 300 Bildern und Grafiken zu erarbeiten, das am 12. August online veröffentlicht wurde.

Die Inhalte stehen unter CC-Lizenz (Texte CC BY-NC-SA, Bilder CC BY-SA) und wurden in folgende Module strukturiert:

  • Lebewesen bestehen aus Zellen
  • Lebensräume und ihre Bewohner
  • Ernährung und Verdauung
  • Atmung
  • Blut und Kreislauf
  • Süchte und legale Drogen
  • Pubertät
  • Sexualität und sexuelle Orientierung

Erhältlich ist das Buch als epub-Datei, als PDF sowie für das iPad. Letztere Version wurde von Dirk Küpper und seinen SchülerInnen des Freien Christlichen Gymnasiums und der Heinrich-Heine-Gesamtschule in Düsseldorf erarbeitet.

Zukunftsvision: Weiterentwicklung

Auch wenn die Erarbeitung der Inhalte durch eine Zusammenarbeit mit der amerikanischen CK-12 Foundation, die Open Source-Inhalte und –Werkzeuge zur Verfügung stellt, maßgeblich erleichtert wurde, ist sich Wedenig dessen bewusst, dass das fertige Werk noch nicht mit den Veröffentlichungen kommerzieller Verlage mithalten kann: „Das war auch nie der Anspruch für die erste Version. Entscheidend für uns war, eine ordentliche Erstausgabe hinzubekommen, die ein Fundament darstellt, auf das gebaut werden kann - wobei wir uns in der Zwischenzeit durchaus vorstellen können, dass Biologie 1 in nicht allzu ferner Zukunft in der obersten Qualitätsstufe angelangt ist. Mit ganz neuen Möglichkeiten für LehrerInnen und SchülerInnen. Unser Resümee ist, dass es grundsätzlich funktionieren kann, ein OER Schulbuch auf den Weg zu bringen – so viel Ressourcenpotenzial ist in der vernetzten Welt fraglos vorhanden. Nun wird es interessant zu sehen, wie sich dieser Nukleus weiterentwickelt.“ (Quelle: Interview von Lehrerfreund.de zur Veröffentlichung)

Auf der Webseite des Projekts finden sich schon erste Informationen zu dieser Weiterentwicklung: Für Herbst werden momentan die „Schulbuch-Hacking-Tage“ vorbereitet, an denen Schulklassen mit ihren Lehrern eigene Beiträge wie Videos, Texte oder Fotos zu selbstgewählten Themen des Buches vorbereiten können. An einem festgelegten Tag werden die Inputs der Schüler beim und vom Schulbuch-o-mat-Team fertiggestellt und zum Tagesabschluss im OER-Schulbuch publiziert.