Schulprojekt Kräuterspirale

Die wenigsten Schülerinnen und Schüler konnten sich zunächst vorstellen, wie man aus einem Haufen kalter Natursteine einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen gestalten kann.

„Was sollen denn die Steine auf dem Schulhof?"

„Das soll einmal ein Kleinbiotop werden, ein Kleinod für die Sinne, Balsam für die Seele, eines von vielen ökologisch interessanten Projekten auf unserem neuen Schulgelände, Lebensraum für uns und für vielleicht selten gewordene Tier und Pflanzenarten."

So etwa verlief ein Gespräch mit einem Schüler aus der 8. Klasse.

Die wenigsten Schüler konnten sich zunächst vorstellen, wie man aus einem Haufen kalter Natursteine einen Lebensraum für Tiere und Pflanzen gestalten kann. Während meines Biologiestudiums lernte ich im Rahmen eines Seminars für angewandte Ökologie die besondere Form eines Kräuterbeetes kennen: die Kräuterspirale, eine Verbindung aus Kräutergarten, Trockenmauer und Steingarten.

Die eigene Begeisterung für diese schon in Klostergärten angelegte Form des Kräutergartens steckte schließlich auch viele Schüler/innen an, und so arbeiteten zeitweise bis zu zwölf Schüler/innen im letzten Halbjahr regelmäßig während eines Mittagangebotes am Aufbau und der Gestaltung der Kräuterspirale mit.

Obwohl, nein vielleicht gerade weil es harte und sehr schmutzige und schwere Arbeit war und wir alle viel Spaß daran hatten Steine zu Mauern aufzuschichten, Pflanzsubstrat einzuschaufeln und zu pflanzen, konnten die Schüler aus verschiedenen Klassen und Altersstufen das Projekt gemeinsam so zügig verwirklichen.

Das Projekt zeigt, dass die Gestaltung eines attraktiven Außengeländes Zeit braucht, dass Mitwirkung von Schüler/innen und Lehrern bei der Ausgestaltung und Weiterentwicklung ein wesentlicher Faktor für die eigene Identifikation mit der Schule als Ort des Lernens mit Kopf, Herz und Hand ist.

Wir sollten deshalb nicht zu ungeduldig sein und den Ausbau des Lebensraum Schule als einen längerfristigen Prozess verstehen.

Für die Anlage der Kräuterspirale haben wir einen sehr sonnigen Teil des Schulgeländes gewählt, um den Kräutern und Steingartenstauden den richtigen Standort zu bieten. Zunächst wurden die Grassoden in einem Kreis von drei Metern Durchmesser abgehoben. In der Mitte errichteten wir einen etwa 80cm hohen Steinhaufen.

Davon ausgehend bauten wir aus Natursteinbrocken eine Spirale ohne Mörtel, die am Ende in einem Feuchtbiotop enden soll. Die Spirale wurde mit einem mageren Erdsubstrat aus Mutterboden und Lavagranulat gefüllt. Auf dieser Kräuterspirale können sich Würzkräuter nach ihren jeweiligen Standortansprüchen bezüglich Feuchte und Licht entwickeln (s. Abbildung / Schema).

Bei der Bepflanzung achteten wir darauf, dass die Wuchshöhe der Pflanzen gegen die Ränder hin abnimmt.

Die locker aufgeschichteten Steine und deren Zwischenräume bieten vielen Pflanzen und Tieren günstige Lebensbedingungen. Typische Mauerpflanzen wie z.B. der Mauerpfeffer oder Farne zeichnen sich durch besondere Anspruchslosigkeit aus und können sich selbst in kleinsten Ritzen ansiedeln und finden dort ihren Überlebensraum.

Aufgrund vieler Hohlräume sowie ihrer Fähigkeit Wärme zu speichern, sind Mauern für die Tierwelt von besonderer Bedeutung. Eidechsen nehmen auf den Steinen ein Sonnenbad. Eine Spitzmaus, ein nützlicher Insektenfresser, wurde schon von Schülern gesichtet. 

Hoffentlich wird aus dem ehemals kalten Haufen Steine zunehmend ein interessanter Lebensraum, an dem wir alle spannende Entdeckungen machen können, ein Biotop in Kleinformat und Balsam für die Sinne!

Aus: Ökologische Schulhofgestaltung, verfasst von Mag. Markus Meyer, www.die-oekologen.at

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://bu.schule.at/portale/biologie-und-umweltkunde/praktischesdidaktisches/schulgarten/detail/schulprojekt-kraeuterspirale.html
Kostenpflichtig
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