Mausemärchen - Riesengeschichte (A. Fuchshuber)

Annegert Fuchshuber hat ein halbes Mausemärchen und eine halbe Riesengeschichte geschrieben. Und weil man weiß, dass zwei Halbe ein Ganzes ergeben, kann man sich auch denken, dass bei diesen zwei Hälften etwas Wunderschönes herauskommt, wenn sie erst mal zueinander gefunden haben.

Das entdeckt man aber erst, wenn man das Buch von vorne UND von hinten liest...

Im Wald lebte eine winzig kleine Haselmaus. Obwohl sie so klein war und auch nicht besonders stark, hatte sie vor gar nichts Angst. Sie fürchtete kein Gewitter, keine Hunde oder Katzen, auch nicht den Mader oder den Uhu! Denn die kleine Maus war schnell und vor allem auch schlau! Warum sollte sie da noch viel Angst haben, wenn sie doch wusste, wo sie sich am besten verstecken konnte und vor aller Gefahr blitzschnell davonlaufen konnte! Doch die anderen Tiere verstanden das nicht. Für sie war die Furchtlosigkeit der kleinen Maus unvorstellbar. Ob sie wohl ein Zaubermittel hat? Wahrscheinlich ist sie wahnsinnig stark! Und weil sie so anders war als die anderen, wollte niemand ihr Freund sein. Das machte die kleine Haselmaus unheimlich traurig. Sie wollte nicht alleine sein und deshalb machte sie sich auf den Weg. Sie würde so lange gehen, bis sie einen Freund finden würde...

Der Riese Bartolo war groß und stark. Eben so, wie es sich für einen Riesen gehört. Aber er war auch ein riesen Angsthase. Es fürchtete sich vor Wespen, Spinnen, Katzen, Eulen. Im Grunde gab es nichts, wovor er sich nicht fürchtete. Und das war genau das schlimme: weil er vor allem Angst hatte, hatte er nicht mal einen Freund. Dabei gab es nichts, was sich der Riese Bartolo mehr wünschte. Er merkte gar nicht, dass auch die anderen Waldbewohner Angst vor ihm hatten. Bartolo dachte, dass ihn niemand gern haben würde und darum lief er davon...

Annegert Fuchshuber hat mit ihren zwei halben Bilderbüchern eine originelle Art und Weise des Erzählens gewählt. Denn die Geschichten der kleinen Haselmaus und des Riesen Bartolo scheinen traurig und mit ihrer Reise auf der Suche nach einem Freund zu enden. Doch von vorne UND hinten gelesen, treffen die beiden Geschichten aufeinander und es braucht gar keine Worte mehr, um sie zu Ende zu erzählen. Denn das Bild in der Mitte des Buches, das beide Geschichten miteinander vereint, spricht mehr als tausend Worte.

Eine wunderschöne Geschichte über den großen Schatz der Freundschaft, die sich im Kopf des Lesers weiterspinnen darf und soll. Nicht nur die Begegnung von Maus und Riese regt dazu an, sich zu überlegen, wie es mit den beiden nun weitergeht. Die Geschichte an sich bietet eine wundervolle Gelegenheit mit Kindern über Freundschaft zu sprechen. Was ist ein Freund? Wie können wir Freunde finden? Wie fühlt sich jemand, der keine Freunde hat? Aber auch das Thema Angst bietet viel Gesprächsstoff. Wie fühl sich Angst an? Warum haben wir vor machen Dingen Angst?

Wem der Gesprächstroff unerwarteter Weise doch einmal ausgehen sollte, der kann noch immer über die Bilder der Autorin staunen, mit welchen sie die Geschichte von Maus und Riese visualisiert. Den Illustrationen wird im Buch genügend Platz eingeräumt, um sich in ihren Details zu verlieren und Neues zu entdecken. Durch die gefühlvollen Bilder wird hier nochmals die Einsamkeit der Protagonisten deutlich. Wunderschön das Bild in der Mitte, welches beide Geschichten miteinander vereint und so viel Wärme, Ruhe und auch Zufriedenheit ausstrahlt, dass es den Leser mit einem Lächeln auf den Lippen zurücklässt. Große Empfehlung!

Hier geht's zum Buch "Mausemärchen - Riesengeschichte" (Thienemann)

Buchtitel: Mausmärchen - Riesengeschichte
AutorIn: Annegert Fuchshuber
Illustation: Annegert Fuchshuber
Verlag: Thienemann
ISBN: 978-3-522-45870-2
Alter: ab 4 Jahren
erschienen: 2017
Rezension: von Kristina Skorianz

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
25.10.2017
Link
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