Worauf kommt es beim Thema Schulreife an?

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Diese Frage beschäftigt jetzt wohl viele Eltern, die im Herbst den Schulstart ihres Kindes erwarten. Anna ist erst 5 Jahre alt, kann jedoch bereits bis 100 zählen und erste Wörter lesen. Ist sie dadurch bereits schulreif oder sogar eine Kandidatin für eine frühzeitige Einschulung?

Samuel ist 6 Jahre alt, kann aber nur schwer mit Niederlagen und Fehlern umgehen. Bedeutet das, dass er besser noch ein Jahr in die Vorschule gehen sollte? Die Aufregung rund um die Zeit der Schuleinschreibung und damit der Feststellung der Schulreife ist groß, denn schließlich stellt der Schuleintritt eine große und einschneidende Veränderung im Leben eines Kindes dar. Neue Anforderungen, ein veränderter Tagesablauf, eine neue Umgebung und viele neue Herausforderungen trudeln auf das Kind ein.

Schulreife aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet

Wir haben mit einer Volksschuldirektorin, betroffenen Eltern, der Bildungsdirektion OÖ sowie ElementarpädagogInnen gesprochen und versucht, das Thema Schulreife aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu erklären, worauf es beim Thema Schulreife ankommt.


Direktorin Edith Steffan, BEd  VS Schenkenfelden (OÖ Schule Innovativ), ausgebildete Volks- und Sonderschullehrerin, Referentin an den Pädagogischen Hochschulen Österreichs sowie den Fortbildungsinstituten der Kindergartenpädagogik, Buchautorin. Derzeit Abschluss des Masterstudiums der Primarstufe.

Bei der Schuleinschreibung werden die Fähigkeiten der Kinder spielerisch beobachtet. Bild: alvarez/E+/Getty Images

Frau Steffan, woher kommt der Begriff „Schulreife“ und was bedeutet er heute?

Das Konzept der sogenannten Schulreife ist pädagogisch überholt. Der Begriff Schulreife wurde in früheren Jahren verwendet, der Begriff wurde in den letzten Jahren durch den Begriff Schulfähigkeit ersetzt. Er soll verdeutlichen, dass die Schule als Lernausgangslage zu sehen ist. Für den neuen Begriff Schulfähigkeit gibt es keine allgemeingültige Definition. Vielmehr handelt es sich um ein "soziokulturelles Konstrukt, eine gemeinsame subjektive Theorie über den Schulanfang von Personen in einem bestimmten sozialen Umfeld“ (Griebel, 2015, S.127). Ob Schulreife oder Schulfähigkeit, beide Begriffe stehen heute vor allem für die Frage: Hat ein Kind schon den gewünschten Status für den Schuleintritt erreicht oder ist eine Rückstellung vom Schulbesuch notwendig? Eine mögliche Rückstellung vom Schulbesuch bezieht sich auf eine Einstufung im Vorschullehrplan bereits bei Schuleintritt.

Reicht das alleinige Heranreifen eines Kindes bzw. das Abwarten, bis ein Kind reif für die Schule ist aus, um die Anforderungen der Schule zu meistern? Ist es nicht auch die Frage, wie die Kompetenzen des Kindes mit den Erwartungen der Schule zusammenpassen?

Man spricht von sogenannten Vorläuferfertigkeiten oder Vorläuferkompetenzen, die zur Bewältigung der schulischen Anforderungen als notwendig erachtet werden, und von denen erwartet wird, dass sie das Kind bis Schuleintritt erwerben kann. Der Fokus liegt hier im Bereich der phonologischen Bewusstheit,  im sprachlichen Ausdrucksvermögen, in räumlich konstruktiven Fähigkeiten, in Zähl- und Mengenaktivitäten, im Interesse für Symbole und Zeichen, in der feinmotorischen Entwicklung  und im Bewegungsbereich. Eine gute Grundlage für den Schuleinstieg gewähren auch soziale Kompetenzen, ein gut entwickeltes Arbeitsgedächtnis, eine Aufgabenbereitschaft, ein Durchhaltevermögen und eine gewisse Anstrengungsbereitschaft. Es ist vor allem das Zusammenspiel familiärer Anforderungen sowie die Angebotspalette im Kindergarten, die diese Kompetenzen gut reifen lassen.

Muss das Kind schon zu allem fähig sein, was in der Schule verlangt wird? (Ein Schulkind wird es ja erst in der Schule?)

Das Kind muss keinesfalls zu allem fähig sein, was die Schule verlangt, vor allem nicht zum Datum der Schuleinschreibung. Meist liegen zwischen Schuleintritt und Schuleinschreibung ein halbes Jahr, genügend Zeit um mögliche Kompetenzen noch zu festigen. Auch ist die Vorstellung einer schrittweisen Reifung – „ man steigt Stufe für Stufe“  heute  wissenschaftlich eindeutig widerlegt. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber sicher eine gewisse Schulbereitschaft des Kindes im letzten Kindergartenjahr. Das heißt, das Kind soll neugierig sein, es soll bereit sein, dass es in eine neue Lebenssituation eintreten will. Es soll eine positive Einstellung zu Institutionen haben – Ablösung vom kleinen familiären Verband. Es soll bereits Erfolgserlebnisse erfahren haben, es soll Rituale und klare Strukturen kennen. All das erleichtert „das Werden zum Schulkind“.
Richtig ist, dass Schulfähigkeit erst nach einer gewissen Schulerfahrung des Kindes entstehen kann.

Viele Eltern versuchen, ihr Kind bestmöglich auf die Schuleinschreibung vorzubereiten. Wie sehen Sie das, ist das überhaupt sinnvoll, bereits im Kindergarten Leistungsdruck aufzubauen?

Es geht nicht darum sein Kind auf die Schuleinschreibung vorzubereiten, es geht um die Hinführung zum Arbeiten in der Schule. Spielen, reden, Bücher kennenlernen, sich viel bewegen mit dem Kind, Rituale pflegen, klare Strukturen erleben lassen, Neugierde aufs Lernen in vielfältigster Art und Weise stillen, Regeln aufstellen und „kleine Arbeitspflichten“ aus dem alltäglichen Bereich der Familie anordnen sowie über die Schule positiv sprechen.  Diese Kriterien verursachen keinerlei Leistungsdruck, sie sollen die  Kinder vom Kindergarten in den Primarbereich begleiten.

Was sollte ein Kind bei Schuleintritt können, welche Voraussetzungen braucht es, um schulfähig zu sein?

Die bereits erwähnten Voraussetzungen sind eine gute Grundlage für das Arbeiten in der Schule. Es sind Vorläuferfertigkeiten, die ein Leben in der Gemeinschaft, die ein Lernen in der Gemeinschaft ermöglichen. Eine große wichtige Voraussetzung für das Erledigen all der Lernangebote im Schuleingangsbereich sind sicherlich die körperlichen Kompetenzen wie Bewegungsmuster im grobmotorischen Bereich, Geschicklichkeit in der Feinmotorik, visuelle und auditive Fähigkeiten, die ein klares Erkennen von Bildern sowie eine gute Aufnahme von Sprachmustern ermöglichen. Natürlich helfen auch kognitive Kompetenzen wie eine gute Merkfähigkeit, Analogien bilden und Dinge planen und selbstständig ausführen zu können.

Was passiert eigentlich bei der Schuleinschreibung, wie läuft diese ab?

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine allgemein gültigen Richtlinien, die für alle Volksschulen bindend sind. Gesetzlich festgelegt ist die Vorstellung des schulpflichtigen Kindes bei der Schulleitung im Rahmen der pädagogischen Schuleinschreibung.  Viele Schulen haben für sich ein Konzept entwickelt, wo man im Rahmen eines Spielnachmittages genauer auf die Kinder schaut um mögliche Kompetenzen zu entdecken. Andere wiederum verwenden standardisierte Testverfahren, um die Vorläuferfertigkeiten festzustellen. Die Kinder werden in die Schule gebracht und nach der erfolgreichen Erledigung der Testaufgaben von den Eltern wieder abgeholt.

An meiner Schule wurden in den vergangenen Jahren die SchulanfängerInnen im 2. Semester an rund 6-7 Vormittage eingeladen. An diesen Vormittagen spielten und arbeiteten sie mit Kindern aus der 4. Klasse. Sie lernten die Schule genau kennen und durften selbstständig spielerische Angebote bearbeiten. Alle Arbeitsergebnisse wurden in einem Portfolio – einer „Ich-kann-Mappe“ - festgehalten, dieses wurde später den Eltern und LehrerInnen präsentiert. Es  wurde ein individuelles Bild des Kindes gezeichnet, das vor allem die Stärken des Schulkindes zeigte. Im Herbst war dann das individuelle Portfolio der Ausgangspunkt für die personalisierten Lernangebote an die Kinder. (vgl. Steffan, 2008)
Es gibt auch Schulen, die sich ein Portfolio – genauer ein Übergangsportfolio, das die Kinder im Kindergarten führen, von den Kindern in der Schule oder im Kindergarten vorstellen lassen. Aus diesen persönlichen Dokumenten kann man vor allem die Stärken der Kinder herauslesen.

Ist es nicht auch wichtig, Kinder in „ungestellten“ Situationen zu beobachten?

Das finde ich überaus wichtig. Vor allem aber sollte man Kinder in einer ihnen vertrauten Umgebung kennenlernen (Kindergarten) und beobachten können. Dort, wo die Kinder sich bereits gut auskennen, wo sie sich wohlfühlen, sind Beobachtungen ganz besonders wichtig. Für diese Beobachtungen braucht es aber eine genaue Vorgangsweise, das heißt, man muss sich vorher genau überlegen, worauf man sein Augenmerk lenken will, was man genau beobachten will und warum.

Immer noch scheint es für einige Eltern ein Stigma zu sein, wenn ihr Kind ein Jahr in die Vorschule geht. Was würden Sie diesen Eltern raten?

Kindern „ein Jahr des Reifens zu schenken“ ist Luxus. Kinder entwickeln sich unterschiedlich, nicht alle Kinder können die gewünschten Fertigkeiten zum festgesetzten Zeitpunkt zeigen und sind trotzdem mit tollen Fähigkeiten ausgestattet.

Werden die Kompetenzen, die bei der Schuleinschreibung beobachtet werden, alle gleich gewichtet? Ist es z.B. wichtiger für einen glücklichen Schulstart, dass das Kind sozial und emotional stabil ist – alles andere darf es in der Schule lernen?

Diese Frage ist schwierig, aus den bereits gegebenen Antworten kann man herauslesen, dass soziale und emotionale Kompetenzen eine große Bedeutung haben.  Es ist die Handlungsplanung – wie mache ich etwas, wie gehe ich daran, die Draufschau auf mein Tun – gelingt es mir, bin ich am richtigen Weg, muss ich etwas verändern, dass ich zum Ziel komme und die Überprüfung der Arbeitsergebnisse – wie ist es mir gelungen, bin ich froh oder traurig darüber, kann ich noch etwas verbessern. Diese Kriterien sind aus meiner Sicht eine Grundvoraussetzung für das selbstständige Arbeiten in der Schule. Das Schreiben von Buchstaben, das Lesen, das Rechnen,....  die bekannten und immer wieder genannten Fertigkeiten darf das Kind in der Schule lernen. Aber auch hier hat es einen Paradigmenwechsel gegeben, nach den Testergebnissen aus PISA richtet man sein Augenmerk immer gezielter auf die Vorläuferfertigkeiten für diese schulischen Arbeiten. Das Mengen- und Zahlenwissen, die Phonologie, die Grafomotorik sowie die Fähigkeiten sorgfältig und ausdauernd zu arbeiten, wird als sehr wichtig angesehen. Das Feststellen dieser Fähigkeiten scheint meiner Meinung nach an erster Stelle zu stehen.

Spielen bei der Einschulung nicht auch schulorganisatorische Faktoren eine Rolle? Viele Eltern fragen sich beispielsweise, ob ihr Kind als VorschülerIn eingestuft wurde, weil eine Vorschulklasse gefüllt werden musste.

In meiner Schule erfolgt keine Einstufung in den Vorschullehrplan vor Schuleintritt, außer es ist der Wunsch der Eltern.

Durch die neue Einschulungs-App sollen einheitliche Kriterien für die Schulreife geschaffen werden.  Sie hat im Vorfeld schon für Wirbel gesorgt – welche Erfahrungen haben Sie als Testschule mit der App gemacht?

Ich werde die Schuleingangsscreenings mit meinen SchulanfängerInnen erst durchführen, da kann ich dann mehr dazu sagen - ich habe jedoch bereits einige Durchlaufversuche mit Kindern aus meiner 1. Klasse gemacht. Für meine Erstklässler waren die Aufgaben keine Probleme, die Durchführung der Aufgaben mit dem Tablet war für die Kinder sehr ansprechend. Hier muss ich aber anmerken, dass meine „TestschülerInnen“ bereits 1 Jahr älter sind als die zukünftigen SchulanfängerInnen. Die Durchführung der Aufgaben erfolgte auch in einem bekannten Rahmen – die Kinder besuchen ja seit Monaten meine Schule. Sie kennen auch mich, die ich die App anleitete. Außer den Aufgaben gab es keine Unbekannte, es scheinen auch die digitalen Kompetenzen für die Ausführung der Appaufgaben schon vorhanden zu sein. Die inhaltlichen Anforderungen des Schuleingangsscreenings sind meiner Ansicht nach sehr anspruchsvoll.
Ich möchte anführen, dass die Einschulungs-App laut Ministerium dazu dient, mögliche Entwicklungsschwächen möglichst bald zu erkennen, um gezielte Förderhinweise an die Eltern und Erziehungsberechtigte geben zu können. So würde für das Kind ein möglichst guter Schulstart gewährleistet.
„Der Bildungsverlauf jedes Kindes ist in hohem Maße von den Umständen seiner bisherigen Lebensgeschichte, dem Klima des Aufwachsens, dem Anregungsreichtum seines Erfahrungsumfeldes und von der Unterstützung durch einfühlsame Erwachsene abhängig.“ (Berry, 2013, S.18) Diese genannten Faktoren bilden sich in keinem standardisierten Schuleingangsverfahren ab. Meiner Meinung nach sind es auch die persönlichen Stärken eines Kindes, die für die ersten Lernmaßnahmen beim Schuleinstieg von großer Bedeutung sind.

Man hört auch von Eltern, die Bedenken haben, dass ihre Kinder Nachteile haben könnten, weil sie mit einem Tablet noch nicht umgehen können (viele Kinder benutzen es als „Fernsehgerät“, ohne aktiv darauf z.B. zu spielen oder Aufgaben zu lösen) oder die Tests zu lange und zu schwierig seien...

Die Handhabung des Tablets war meiner Meinung nach sehr einfach, es bedurfte keinerlei digitaler Erfahrungen. 


Schulreife aus Sicht der Bildungsdirektion

 

Dipl.-Päd. Susanne Kaltenböck, MEd, Schulqualitätsmanagerin der Bildungsregion Urfahr Umgebung/Bildungsdirektion Land OÖ.

Die Zusammenarbeit zwischen KiGa und Schule ist enorm wichtig. Bild: shorrocks/E+/Getty Images

Frau Kaltenböck, die Zusammenarbeit zwischen ElementarpädagogInnen, VolksschulpädagogInnen und den Eltern ist beim Übergang vom Kindergarten in die Schule enorm wichtig. Wie kann diese erfolgreich gelingen?

Die Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Schule hat in Oberösterreich lange Tradition und funktioniert sehr gut. Ich denke, das liegt an der Haltung der gegenseitigen Wertschätzung und dem Wissen, dass unsere Arbeit in der Schule die Fortsetzung der pädagogischen Arbeit der Elementarpädagogik ist, die mit einer hohen fachlichen Expertise die Kinder auf den Schulunterricht vorbereitet.

Neben den kognitiven, sozialen, emotionalen und körperlichen Aspekten spielt auch die Sprachkompetenz eine wesentliche Rolle. Wie läuft das mit Kindern ab, die keine ausreichenden Deutschkenntnisse haben?

Im Rahmen der Schülereinschreibung werden die Kinder hinsichtlich ihrer Deutschkenntnisse überprüft. Reichen diese Kenntnisse nicht aus, um dem Unterricht in der Unterrichtssprache Deutsch zu folgen, werden die Kinder als außerordentliche SchülerInnen aufgenommen und erhalten gezielte Sprachförderung durch qualifizierte PädagogInnen.

Was passiert, wenn es Zweifelsfälle hinsichtlich der Schulreife gibt? Wer entscheidet dann letztendlich?

Über die Schulreife erstellt der/die SchulleiterIn ein Gutachten und stellt in diesem Gutachten fest, ob das Kind schulreif ist oder noch nicht. In der Praxis wird in Zweifelsfällen nach einer ausführlichen Beratung der Eltern meist eine gemeinsame Entscheidung zum Wohle des Kindes gesucht und gefunden. Sehr häufig beginnen die Kinder in der ersten Klasse und nach einem angemessenen Beobachtungszeitraum von einigen Wochen kann leichter eine Entscheidung bezüglich Vorschullehrplan oder Lehrplan der ersten Klasse getroffen werden, der Beobachtungszeitraum kann auch länger dauern, Zeitdruck gibt es in der ersten Klasse keinen.

Stichwort vorzeitige Einschulung: Im Fall einer überdurchschnittlich raschen Entwicklung eines Kindes fragen sich Eltern, ob eine vorzeitige Einschulung möglich ist – wie läuft das dann ab?

Auch hier stellt der/die SchulleiterIn eine eventuelle Schulreife fest. Falls das Kind schulreif ist, beginnt es in der ersten Klasse.
Wichtig ist es, in diesem Zusammenhang sehr gut auf die soziale Reife des Kindes zu achten - hier sollte es zu keiner Überforderung kommen.

Stimmt es, dass in den vergangenen Jahren der Bedarf an Vorschulklassen in Österreich gestiegen ist und es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt?

Man muss zwischen integrativ geführten Formen und reinen Vorschulklassen unterscheiden. In Oberösterreich gibt es mehr integrativ geführte Formen, dh. die Kinder werden gemeinsam unterrichtet, teilweise durch zwei Lehrkräfte, als die getrennt geführten Vorschulklassen.
Richtig ist, dass es zwischen den Bundesländern große Unterschiede in der Anzahl von Vorschulklassen gibt, wobei Oberösterreich im Mittelfeld liegt.


Schulreife aus Sicht der Elementarpädagogik

Sich selbstständig an- und ausziehen zu können sowie seine Sachen in Ordnung zu halten, sind wichtige Kompetenzen! Bild: Lightguard/iStock/Getty Images Plus

Die Vorbereitung auf die Schule passiert nicht erst im letzten Kindergartenjahr sondern bereits mit Eintritt in den Kindergarten. Der gesamte Kindergarten-Alltag und alles, was Kinder darin lernen, kann bereits als Schulvorbereitung betrachtet werden. Als besonders wichtig wird die Selbstständigkeit erachtet, die im Kindergarten noch im geschützten Rahmen erlernt werden kann. 

Die Schulvorbereitung im letzten Kindergartenjahr ist dann die Ergänzung, wo Gelerntes, das auch für die Schule wichtig ist, vertieft wird. Das beginnt beim Verstehen von Aufgabenstellungen und Aufträgen, beim kognitiven Nachvollziehen von Abläufen, beim Umgang mit Materialien wie Federschachtel, Picktascherl, Mappen, Hefte, Stifte, etc.
Sehr wichtig ist auch das Verstehen mehrerer Aufträge (z.B.: Hole dir bitte die Federschachtel, dann erkläre ich dir das Arbeitsblatt und dann darfst du arbeiten!) und dass die Kinder trainieren, sich für längere Zeit mit einer Arbeit beschäftigen zu können.

Abläufe und Strukturen in einem sozialen Gefüge zu meistern, ist für Kinder bereits ein wesentlicher Schritt, der sie zur Schulreife führt. Ein ebenso wichtiger Prozess, den Kinder erlernen sollten ist, dass Arbeitsaufträge nicht als "Diskussionsgrundlage" verstanden werden.

Der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Schule aber auch mit den Eltern ist extrem wichtig. Seitens der Schule kann das beispielsweise darin bestehen, dass der/die Direktor/in zu Besuch in den Kindergarten kommt oder die SchulanfängerInnen die Schule besuchen dürfen. Im Elterngespräch zwischen Kindergarten und Eltern wird besprochen, welche Fähigkeiten das Kind mit sich bringt oder wo es noch Unterstützung braucht. 

Wertvolle Tipps an die Eltern von SchulanfängerInnen:

Nutzen Sie den tagtäglichen Alltag als "Training"! Achten Sie beispielsweise auf das selbstständige An- und Ausziehen oder dass Ihr Kind die Kleidung in Ordnung halten kann (z.B. beim Ausziehen das Gewand nicht einfach am Boden liegen lassen sondern ordentlich aufhängen). Hilfreich ist auch, wenn Ihr Kind mit dem Verschluss der neuen Schultasche schon vor Schulbeginn zurecht kommt und weiß, wo z. B. der Regenschutz ist oder in welchem Fach die Jause liegt. Und ebenso wichtig: den Schulweg gemeinsam trainieren. So kann man zu Schulbeginn schon viele Unsicherheiten aus dem Weg räumen und dem Kind einen angenehmen und stressfreien Schulbeginn ermöglichen!


Weiterführende Literatur zum Nachlesen:

  • Berry, G. (2013). Was Kita-Kinder stark macht. Den Übergang in die Schule erfolgreich meistern. Cornelsen Verlag
  • Griebel, W. &Niese, R. (2015). Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Cornelsen Verlag
  • Steffan, E. (2008). Vom Kindergarten in die Schule. Materialien zur Dokumentation des Lernfortschrittes. Veritas Verlag