Der Irak Konflikt : Krankheiten u. Hunger sind Alltag im einst blühenden Irak ...

...seit das Embargo über den Staat (mit fatalen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung) verhängt worden ist...

Hunger und Krankheiten sind 2002 Alltag im einst blühenden Irak :

Die trockenen Statistiken der UNO und diverser Hilfsorganisationen im Irak sind für die neunköpfige Familie Udaieb in Saddam City im Norden Bagdads längst zum Lebensinhalt geworden. Deren ganz persönliches menschliches Desaster kriecht feucht die schimmligen Wände hoch.

Die Familie watet in ihrer Parterre-Wohnung buchstäblich durch braunes stinkendes Abwasser. Der kleinste, der eineinhalb Jahre alte Mustafa, leidet an chronischem Durchfall. Seine Mutter zieht ihn kurz aus der Pfütze heraus und deutet auf seine geschwollenen Füße. Es begann vor vier Jahren, erzählt die Familie, als das Hauptabwasserrohr der Siedlung verstopft war. Mangels Ersatzteilen, deren Einfuhr durch die UN-Sanktionen schwierig war, konnte die Pumpstation das Aufkommen nicht mehr schaffen.

Auch draußen auf einer der Hauptstraßen von Saddam City, dem Viertel, das über eine Million Menschen beherbergt, zeigt sich ein Bild absoluter Armut. Hier fressen Pferde Müll, während Frauen in ihren schwarzen Abaya-Umhängen neben ihnen nach allerlei Brauchbarem suchen. Zwei Kriege und zwölf Jahre UN-Sanktionen haben die einst wohlhabende irakische Gesellschaft in ein Drittweltland verwandelt, erklärten die Vertreter mehrerer in Bagdad arbeitender internationaler Hilfsorganisationen unlängst in einer Pressekonferenz. Ähnliches läßt sich auch immer wieder von UN-Vertretern vor Ort - "inoffiziell" versteht sich - vernehmen.

Die UN-Entwicklungsorganisation UNDP schätzt, daß fast 50 Prozent der Haushalte nicht genug Geld verdienen, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Sie würden ohne die staatlichen Essensrationen nicht überleben. Die Udaiebs haben durch eine Kriegsrente und Taglöhnerarbeit etwas mehr als drei Euro im Monat zur Verfügung.

 

Die Zahlen der UNDP und des UN-Kinderhilfswerks Unicef sprechen ihre eigene Sprache. Vor einem Jahrzehnt noch hatten fast 100 Prozent der städtischen und 78 Prozent der ländlichen Bevölkerung Zugang zu einem gut funktionierenden Gesundheitssystem. Damals umfaßte das Budget des Gesundheitsministeriums 500 Millionen Dollar. Heute muß dasselbe Ministerium mit fünf bis zehn Prozent davon auskommen.

Ernährung bleibt trotz leichter Verbesserung durch das 1996 begonnene Öl-für-Nahrungsmittelprogramm, in dem dem Irak erlaubt wurde, sein Öl zu verkaufen und dafür von der UN kontrolliert Waren einzukaufen, ein großes Problem. Der Chef von Unicef in Bagdad, Carel de Rooy, betont, daß fast eine Million irakische Kinder im Alter unter fünf Jahren chronisch unterernährt seinen. UN-Mitarbeiter in Bagdad warnen vor einer "humanitären Katastrophe", bei einem Krieg.

Quelle: Die Presse vom 28.11.2002

 

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Veröffentlicht am
28.11.2002
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