Eltern-Säuglings-Psychotherapie

Frühkindliche Beratung und Therapie kann weitreichende Verbesserungen bewirken, die in späteren Lebensjahren nur sehr schwer, wenn überhaupt, möglich sind!

Buchtitel: Eltern-Säuglings-Psychotherapie
AutorInnen:
 Möhler E
Verlag: E. Reinhardt
Erschienen: 2013

Zum Inhalt

 

 

Die Rezension setzt dort an, wo das Buch schließt: bei der Überlegung, inwieweit die „Infant Psychiatry“  eine frühe Pathologisierung und kategoriale Zementierung psychopathologischer Auffälligkeiten in der frühen Kindheit erzeugt (Seite 153). Die Autorin plädiert dafür, diese Bedenken ernst zu nehmen und keine zwingende Linie von der Konstatierung und Behandlung von frühkindlichen Regulationsstörungen zu etwa Dissozialität zu verfolgen. Vieles ist vorübergehender Natur und darf nicht überbewertet werden, sondern kann im Rahmen einer Frühförderungs- bzw. Erziehungsberatung adäquat aufgegriffen werden.

Andererseits gibt es eine klare Indikation für die frühe therapeutische Behandlung: Das Kriterium bildet das Ausmaß kindlich erlebter Misshandlungs-, Missbrauchs-, Vernachlässigungserfahrungen, aber auch das Ausmaß devianter Interaktionen, die eine normale Entwicklung behindern. Auch für die Frage, ob ambulant, teilstationär oder stationär behandelt werden soll, gibt es eine klare Vorgabe: Kriterium ist die Fähigkeit der Interaktionspartner, nach therapeutischer Anregung gesunde Verhaltensmuster zu fördern. Frühberatung bei  regulationsgestörten Säuglingen und säuglings- und kleinkindpsychiatrische  Behandlungsangebote für komplex traumatisierte Kinder sind beide ganz wichtige Anliegen. Dabei legt die Autorin darauf Wert (Seite 157), dass Psychotherapie in der frühen Kindheit ein wissenschaftlich begründetes Verfahren zur Behandlung von Kindern im Alter von null bis drei Jahren und ihren Eltern bzw. Bezugspersonen darstellt . Das Behandlungsziel ist die Besserung seelischer oder körperlicher Störungen bei  den Säuglingen, Kindern und Bezugspersonen.

Es versteht sich dann auch von selbst, dass die Weiterbildung zur Behandlungskompetenz in diesem Bereich umfangreich sein muss. Auszubildende müssen als Zulassungsbedingung über eine zertifizierte abgeschlossene Psychotherapieausbildung verfügen und Erfahrung und Kontakt mit dem frühkindlichen Klientel aufweisen.

Das Buch bringt in sieben Abschnitten wichtige Grundlagen zur psychischen Entwicklung in diesem frühen Stadium, beschreibt  das Konzept des Temperaments in verschiedenen Facetten (z.B. die Reizsucher und die Reizmeider - wobei  die somatische Komponente betont wird). Die Eltern-Kind-Beziehung in diesem Lebensabschnitt wird eingehend beschrieben (z.B. die Rolle der Interaktion zwischen Mutter und Kind). Daran schließt sich an ein Kapitel über die Mutter-Kind-Behandlung (wobei die Autorin psychodynamische und verhaltenstherapeutische  Verständnisbrücken und Interventionen betont). Die folgenden Abschnitte beschreiben spezifische Störungsbilder  (postpartal, regulativ). Schließlich werden gesundheitspolitische Überlegungen angestellt.

Der Autorin gelingt es, den Rezensenten zu überzeugen, dass hier nicht eine Markterweiterungsstrategie vorliegt (nämlich die altersmäßige Ausweitung des Klientels), sondern eine Notwendigkeit:  Frühkindliche Beratung und Therapie kann weitreichende Verbesserungen bewirken, die in späteren Lebensjahren nur sehr schwer, wenn überhaupt, möglich sind! Eine wichtige Erweiterung therapeutischen Denkens und Handelns, wertvoll für psychiatrische und psychotherapeutische Experten ebenso wie für alle an diesen frühen Konzepten Interessierte!

 

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.04.2013
Link
https://pup.schule.at/portale/psychologie-und-philosophie/news/detail/eltern-saeuglings-psychotherapie.html
Kostenpflichtig
nein