Mobbing: Kindern helfen und sie unterstützen

Beim 2. österreichischen Mobbingkongress in der Welser Stadthalle stand die Interventionen bei Mobbing im Zentrum. BildungsTV war bei der Tagung mit dabei und hat für Sie drei Vorträge in voller Länge aufgezeichnet. Klicken Sie rein, damit auch Ihre Schule kein Ort von Mobbing wird!

Mobbing: Kindern fehlt das Handwerkszeug

Wie lässt sich Mobbing verhindern? Was gibt es für Präventionsstrategien? Was können Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen dagegen tun? Wie wirkt sich Cybermobbing aus? Diese und viele weitere Fragen waren Thema des Mobbingkongress 2016 in der Welser Stadthalle. Organisatorin und Psychologin Mag. Marion Humer sieht die Überbehütung der Kinder als eines der Problemfelder: "Früher waren Kinder noch auf sich alleine gestellt, da sind Konflikte noch anders ausgetragen worden als heute. Heute sind die Kinder eher im geschützten Rahmen, die Eltern machen ganz viel für die Kinder, [...], darum haben die Kinder nicht mehr das Handwerkszeug dazu und dadurch entsteht auch Mobbing". (© Thinkstock/iStock)

Prof. DDr. Christa Kolodej: Interventionsrichtungen in der Mobbingberatung

"Handle stets so, dass die Anzahl der Wahlmöglichkeiten größer wird!", so der ethische Imperativ vom österreichischen Physiker Heinz von Förster. Christa Kolodej gilt als Pionierin der österreichischen Mobbingforschung und für sie ist dieser Imperativ das Ziel guter Mobbingberatung. Es gelte, Wahlmöglichkeiten wiederherzustellen. Kolodej klärt in ihrem Vortrag anfangs die Phasen der Mobbingberatung und stellt ihr Mobbing-Screening-Verfahren (FFTM) vor. Dieses soll schnell und einfach erheben, ob es sich um Mobbing handelt oder nicht und besteht aus drei Fragen:

  1. Ich bin wiederholt schikanösen Handlungen ausgesetzt?
  2. Die schikanösen Handlungen sind systematisch gegen mich gerichtet?
  3. Die schikanösen Handlungen haben das Ziel mich zu isolieren?

Im Vortrag gibt Christa Kolodej wertvolle Tipps zu Interventionen, und präsentiert Fallbeispiele, wie diese in der Praxis aussehen können.

Mag. Lena Enge: Mobbing: Stoppen, helfen, schützen

Mag. Lena Enge vom Gewaltschutzzentrum Steiermark berät Kinder und Jugendliche, die von Mobbing betroffen sind. Ihren Vortrag gliedert sie in drei Teile:

 

  1. Wie kann man von Mobbing betroffene Kinder stärken?
  2. Wie kann man Kinder schützen? Welche Verantwortung haben Schule und Betriebe?
  3. Rechtliche Interventionsmöglichkeiten - Wann macht eine Anzeige überhaupt Sinn?

Fallbeispiel: Felix wird gemobbt und kommt mit seiner Mutter zur Beratung. Auf die Frage, was er sich wünscht, das getan wird antwortet er mit "Nichts". Hier gilt es zu Beginn der Beratung eine Beziehung aufzubauen, Informationen zum Mobbinggeschehen einzuholen und nichts zu versprechen, was nicht zu halten ist. Erst dann kann damit begonnen werden, das eigentliche Problem anzugehen und zu lösen.

Mag. Christine Winkler-Kirchberger: Mobbing - Was Eltern und Lehrkräfte tun können

Mag. Christine Winkler-Kirchberger ist die Leiterin der Kinder- & Jugendanwaltschaft OÖ und spricht in ihrem Vortrag über die Möglichkeiten von Lehrkräften und Eltern, Mobbing zu bekämpfen bzw. gar nicht entstehen zu lassen. "Mobbing entsteht dort, wo es entstehen und geschehen darf", so Winkler-Kirchberger. Darum sei es als Schule wichtig, eine "Kultur des Eingreifens" zu schaffen. Das heißt, alle Gruppen (von der Direktion über Lehrkräfte und Eltern bis hin zum Schulwart) müssen allen klar machen: "Wir dulden kein Mobbing und keine Gewalt an unserer Schule". Weiters erläutert die Expertin sechs Grundregeln für das "Dazwischengehen" bei Mobbingfällen und zeigt auf, was Eltern tun können, wenn ihr Kind in dieser schwierigen Situation steckt. Sie gibt auch Handlungsempfehlungen, wenn Ihr Kind der Mobber ist.

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