Därvarns Reise

Ich habe schon einmal hier betont, dass Hanser ein sorgfältig gemachtes Jugendbuchprogramm hat - und auch dieses Buch, 1991 in Schweden erschienen, ist keine Ausnahme. Wir schreiben das Jahr 1603. Eine 17-köpfige Gruppe aus Farö wird bei der Robbenjagd auf Eisschollen abgetrieben. Der historisch ...

Ich habe schon einmal hier betont, dass Hanser ein sorgfältig gemachtes Jugendbuchprogramm hat - und auch dieses Buch, 1991 in Schweden erschienen, ist keine Ausnahme. Wir schreiben das Jahr 1603. Eine 17-köpfige Gruppe aus Farö wird bei der Robbenjagd auf Eisschollen abgetrieben. Der historische Vorfall, zu dem ein Wandbild mit 15 Personen existiert, wird von Wahl um zwei Personen erweitert: Lars Thorbiömsson, Därvarn (=der Verderber) genannt, weil er angeblich Unglück bringt, und Kari Simesdotter, Schönste der Mädchen und Tochter aus reichem Haus. Das Buch schildert ihr zehntägiges Überleben auf der Eisscholle und ihren Rückweg aus einem feindlichen Schweden; gleichzeitig ist es die Geschichte einer alten Liebe, die sich durch kurze Erfüllung und langen Verzicht auszeichnet. Keine Frage: Das Buch wirkt vor allem durch den Schauplatz faszinierend, aber auch der sagenhafte (z.T. sogar märchenhafte) Erzählton trägt ebenfalls wesentlich zur Qualität des Romans bei. Erzählt wird klar und ohne Schnörksel, das, was nicht leicht zu ergründen ist, wird auch nicht zerredet, die Welt der Bauern und Fischer folgt klaren Ritualen. All das wird von Wahl glaubhaft vermittelt und müsste bei Dreizehn-Vierzehnjährigen eigentlich auf großes Interesse stoßen. Ausprobieren!

P.S. Mir gibt es auch gleich Gelegenheit, Sie (gewissermaßen als Fortsetzung) auf die Romane von Juri Rytchëu (alle im Unionsverlag) hinzuweisen, der, als tschuktschischer Schriftsteller, die Welt des Eises und der Finsternis mitreißend schildert.
(GF8/11-1995)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/abenteuer/detail/daervarns-reise.html
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