Höhenflug abwärts. Ein Mädchen nimmt Drogen

Drogenromane für Jugendliche zu schreiben ist keine leichte Sache, wie schon der Untertitel dieses Romans erahnen lässt, der wohl das Gefühl der Angstlust, das jugendliche Leser/-innen überkommt, verstärken soll. Allzu leicht können Szenen platt, übertrieben, u. U. auch verharmlosend wirken. Wen ...

Drogenromane für Jugendliche zu schreiben ist keine leichte Sache, wie schon der Untertitel dieses Romans erahnen lässt, der wohl das Gefühl der Angstlust, das jugendliche Leser/-innen überkommt, verstärken soll. Allzu leicht können Szenen platt, übertrieben, u. U. auch verharmlosend wirken. Wenn hier etwa so naiv agiert wird, als gäbe es an Schulen keine vernünftigen Drogendiskussionen, dann ist das platt. Wenn Lehrer so undifferenzierte Charaktere wie der Vater der Protagonistin sind, dann ist das ärgerlich. Und wenn Selbstzweifel und Enttäuschung plötzliche Ursachen für Drogenkonsum sind, dann ist das sicher verkürzt.


Was Frey aber dennoch gut in den Griff kriegt, ist die Darstellung der Tatsache: Glückliche Menschen brauchen (auf Dauer) keine Drogen.


Hätte Marie (15) früher erkannt, dass sie Leon nicht nur als langjährigen Freund mag, sondern in ihn verliebt ist, dann hätte der sich vielleicht nicht in die Neue, Friederike, verliebt. Marie wäre nicht in die Gruppe geraten, die ihr Leben durch das regelmäßige Schlucken von E-Tabletten verbessert; sie hätte Malte nicht kennen gelernt, der ihr den Weg zu Acid öffnet usw. usf. Sie hätte möglicherweise eine glückliche Beziehung zu Leon gehabt und halt wie brave Jugendliche ein bisschen gelernt und ein bisschen gefeiert und wär dem bisschen Glück unbeschwert nachgelaufen.


So kommt eben alles anders und Marie muss die kurzen Ekstasen mit einem mühseligen Weg in eine trügerische Normalität bezahlen. Freys Botschaft ist, dass die Gefährlichkeit von Partydrogen unterschätzt wird, zumal gewissenlose Beimischer Abhängigkeiten schaffen wollen. Das kann nicht frei vom erhobenen Zeigefinger sein, das ist vermutlich auch gut so, denn Jugendliche schätzen den abschreckenden Unterton durchaus, wenngleich auch der Wunsch nach der coolen Truppe, die sich nicht um Regeln schert, genauso bedeutsam ist. Wer all diese Aspekte ernst nimmt und nicht vom Abschreckungsgedanken allein getragen ist, der kann sich überlegen, "Höhenflug abwärts" als Klassenlektüre einzusetzen.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/hoehenflug-abwaerts-ein-maedchen-nimmt-drogen.html
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