Leute, ich fühle mich leicht

Lelle ist zurück! Ich weiß zwar nicht, wo genau wir uns chronologisch bewegen, denn 15 war sie schon öfter. Die Geschichte mit dem Tonpenis deutet darauf hin, dass wir vor "Ich habe einfach Glück" (2002) sind, andererseits ist ihr Freund Arthur weg, aber im Grunde ist es auch egal. Lelle ist mag ...

Lelle ist zurück! Ich weiß zwar nicht, wo genau wir uns chronologisch bewegen, denn 15 war sie schon öfter. Die Geschichte mit dem Tonpenis deutet darauf hin, dass wir vor "Ich habe einfach Glück" (2002) sind, andererseits ist ihr Freund Arthur weg, aber im Grunde ist es auch egal. Lelle ist magersüchtig, ihre Schwester Cotsch (17) sexsüchtig. Das schafft natürlich allerhand Probleme, und diesmal steht wirklich Lelle im Mittelpunkt. Sie erklärt, wie cool es ist, nichts zu essen, endliche eine Domäne zu haben, in der nur sie bestimmen kann. Gleichzeitig hat sie Angst davor, immer wieder wegzukippen, und nach zahlreichen Episoden der Freude, der Angst, der Peinlichkeit begibt sie sich in Therapie, um dort mit ihrer Zimmergenossin Simone und ihrem neuen Freund Johannes die allerpeinlichste Szene zu erleben.

Diejenigen, die sich einen (didaktischen) Roman zur Magersucht erwarten, werden enttäuscht. Diejenigen, die nur von der dysfunktionalen Familie lesen wolle, ebenso. Diejenigen, die aber Lelles absolut witzige Art zu beobachten, zu erzählen, zu kommentieren mögen, kommen ganz und gar auf ihre Rechung. Lelle ist ungerührt und täuscht Rührung vor, Lelle ist herzlos und hilft, Lelle ist in ihrer Welt gefangen und will doch nicht dort bleiben. Wenn sie etwa sagt: "Jeder will psychisch krank sein. Aber die meisten kriegen es nicht hin, weil sie zu blöd sind oder aus heilen Familien... Was weiß ich." – dann zeigt das schön ihre selbstbezogene, unbekümmerte, aber doch stets neugierige und erklärende Art. Lelle ist im Zwiespalt: Einerseits beschreibt sie recht witzig und wenig Anteil nehmend die magersüchtigen Zombies um sie herum, andererseits gehört sie selbst dazu. Was sie möglicherweise unterscheidet, ist, dass sie wirklich leben (und auskosten) will. Das offene Ende des Buches lässt ihr diese Möglichkeit, und wir können hoffen, davon in einem weiteren Roman zu lesen. Diesen werden die Jugendlichen gewiss verschlingen.

cbt 200

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2008
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/leute-ich-fuehle-mich-leicht.html
Kostenpflichtig
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