"In der Nacht meines dreizehnten Geburtstages beschloss ich, erwachsen zu werden." Der erste Satz des schmalen, aber sehr dichten Romans weist uns sofort auf das Thema hin: Adoleszenz. Ben will nicht mehr der brave und angepasste Junge sein, der die Familienrituale mitspielt. Ben nimmt Anlauf. Er streift des Nachts umher, stöbert in einem verlassenen Haus herum, trinkt ab und zu aus Underberg-Fläschchen und betrinkt sich mit seinem Freund Leckerchen am Weihnachtsabend. All das ist nichts im Vergleich zur großen Liebe und Sehnsucht, die er mit sich herumträgt: Bettina, älter als er, geht mit Holger und für Ben bleiben nur die Tagträume. Als er hört, dass Bettina und Holger auch Anlauf nehmen (Holger prahlt, er wird "es bald tun"), werden die Schmerzen nur noch größer.

Nach dem Weihnachtsabend, an dem mit etwas Mühe das alte Ritual aufrecht erhalten wird, schleicht Ben nochmals ins verlassene Haus und trifft dort Holger und Bettina an.

Schendel schafft es, auf etwa hundert Seiten all die kleinen Obsessionen, die Trauer, den Schmerz, aber auch die Spannung des Aufbruchs, die jenes Lebensalter ausmachen, einzufangen. Besonders das Sich-Verzehren, das so wesentlich für ein Frühlingserwachen ist, wird knapp, aber beeindruckend wiedergegeben. Ben nimmt seine Anläufe, er springt auch – und er weiß nicht, wie er landen wird. Das ist einem in diesem Alter auch eher egal, aber es ist erfreulich, dass zumindest seine Eltern ihm die Landung nicht schwer machen. Weh tut sie trotzdem.

Ein gelungenes Buch!