Schwarz, Rot, Tot

Bücher über Neonazis, Rechtsradikalismus, jugendliche Gewalt, Rassismus müssen wohl immer an der Schablone vorbeischrammen – aber das vielleicht auch deswegen, weil das Leben ja ein Zerrbild der schlechten (oder manchmal mittelmäßigen) Romane ist. Nun ist Hassenmüllers Buch kein schlechter Roman ...

Bücher über Neonazis, Rechtsradikalismus, jugendliche Gewalt, Rassismus müssen wohl immer an der Schablone vorbeischrammen – aber das vielleicht auch deswegen, weil das Leben ja ein Zerrbild der schlechten (oder manchmal mittelmäßigen) Romane ist. Nun ist Hassenmüllers Buch kein schlechter Roman, aber das Gefühl, dass man das alles schon gelesen hat und dass das Voraussehbare dominiert, begleitet einen bei der Lektüre.

Da gerät jemand in die falschen Kreise, fühlt sich stark, durchlebt einen Konflikt (meist auf der Beziehungsebene) und muss sich nun entscheiden: Ende variabel.

Ähnlich ist es auch hier. Udo wird von seinen Mitschülern Josef und Izmar verspottet und verprügelt; da lernt er eines Tages Willi kennen, der ihm die Augen öffnet. Juden und Türken machen die deutsche Sache schlecht, es gilt sich zu wehren. Trotz einiger Zweifel wird Udo überschwemmt: vom Gefühl der Kameradschaft, von der Möglichkeit sich endlich zu wehren. Die Kameraden schleusen ihn als Spion ins Flüchtlingslager ein, wo er endlich der von ihm angebeteten Nina näher kommt. Einen Todesfall und mehreren unerfreulichen Aktionen später findet sich Udo in einer ordentlichen Zwickmühle wieder. Wie den Kameraden entkommen, denen er doch Treue bis in den Tod geschworen hat.

Hassenmüller wählt einen eher unüblichen Schluss und erzeugt bis dahin durch ein flott geschriebenes Buch relativ viel Spannung: ob es allerdings politisch zu überzeugen mag, sei dahin gestellt. Zu künstlich ist vielleicht das Dilemma, zu führerhaft möglicherweise Willi, zu unbedarft bisweilen Udo. Was aber gut nachvollziehbar ist, ist die Rache der (vermeintlich) Schwachen an den noch Schwächeren. Dass hierzulande mit einem Slogan wie "Rache mit Strache" geworben wird, dass so jemand als Koalitionspartner nicht ausgeschlossen wird, das ist mindestens so beängstigend wie das hier beschriebene Verhalten verwirrter Jugendlicher.

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/schwarz-rot-tot.html
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