Tita (12) ist mit ihren Eltern auf Sommerfrische in einem Kaff, als sie einen Jungen namens Leo (14) kennen lernt. Nach anfänglichen Verwirrungen stellt sich heraus: Wir schreiben das Jahr 1999, aber Leo lebt im Jahr 1899; die beiden Kinder freunden sich an und entdecken nach und nach die Eigentümlichkeiten der jeweiligen Welt, ziehen dabei unsichtbare Fäden, helfen einander, verlieben sich - und trennen sich notgedrungen wieder. Der Untertitel "Eine Feriengeschichte" verspricht auch nicht mehr; es ist ein Urlaubsflirt, der eben den Zeitunterschied von 100 Jahren als Hintergrund hat.

Waldis hat eine kurze, aber sehr einfühlsame, berührende, lesenswerte Geschichte geschrieben, an der nicht nur die unterschiedlichen Lebensformen interessant sind, sondern eben die Flüchtigkeit und die relative Hast.

Natürlich könnte Tita versuchen, Leos Lebensweg nachzuforschen; natürlich könnte sie unentwegt von Entwicklungen im 20. Jahrhundert erzählen; tut sie aber nicht! Beide leben dem Augenblick, beide genießen das Zusammensein, beide wischen Trennungs- und Todesgedanken einigermaßen schnell beiseite. Genau das macht die Qualität der Geschichte aus: dass ihr die Zeit nichts anhaben kann, dass sie unbeschwert wie eine schöne, aber enden wollende Urlaubszeit ist.

Ein Mädchen meiner zweiten Klasse hat mir das Buch empfohlen - und das mit gutem Grund!