Und wenn schon

Fessels Buch, einst in der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis, ist nicht mehr neu, aber durchaus aktuell.
In einem Kaff in Deutschland lebt Manfreds Familie (Vater Frührentner, Mutter dick und strickend, die Brüder arbeitslos, z.T. kleinkriminell) in einem verfallenen Haus – ohne P ...

Fessels Buch, einst in der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis, ist nicht mehr neu, aber durchaus aktuell.

In einem Kaff in Deutschland lebt Manfreds Familie (Vater Frührentner, Mutter dick und strickend, die Brüder arbeitslos, z.T. kleinkriminell) in einem verfallenen Haus – ohne Perspektive, ohne Aussicht auf Jobs und Bildung, einzig und allein von der Sozialhilfe. Wohlgemerkt, es ist kein durchwegs unglückliches Leben, die Familie hält zusammen, schlägt sich durch, folgt ihren eigenen Regeln und Ritualen. Und trotz diverser Prügeleien mit anderen Buben hat Manfred genug Freunde, auch die beginnende Freundschaft mit Gesine erhellt sein Leben. Natürlich kann es da kein Happy End geben, denn so ein Leben läuft einfach in fast vorbestimmten Bahnen weiter und wir erfahren in diesem Roman nichts über weitere Lebensentwürfe. Was wir aber erfahren, ist, wie drückend die alltägliche Armut sein kann, wie sehr Kleinigkeiten die heutigen Armen zum Gespött oder zu Außenseitern machen. Computer? Die neueste Musik? Sogar die neue Badehose. Ej, vergiss es Mann, um in der Diktion des Buches zu bleiben.

Fessel versucht sich auch, wie man merkt, an einer entsprechenden Alltagssprache; wie sehr ihr dies gelungen ist, kann ich ja nur ungefähr beurteilen; Tatsache ist, sie wirkt seltsam für österreichische Ohren. Das aber tut dem Buch keinen Abbruch; "Und wenn schon" ist ein kurzer, aber intensiver Roman zum Thema Armut in der Wohlstandsgesellschaft und passt recht gut in die gegenwärtige Debatte um Grundsicherung.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/und-wenn-schon.html
Kostenpflichtig
nein