Der Kajütenjunge des Apothekers

Das Buch erhielt den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2006 – und ich muss wohl die besondere Qualität des Buches überlesen haben. Gewiss, es ist ein durchwegs gelungener Seefahrt-Abenteuerroman, besser recherchiert als so manche Vorläufer, aber wenn es sich bei Stevenson auch so gezo ...

Das Buch erhielt den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2006 – und ich muss wohl die besondere Qualität des Buches überlesen haben. Gewiss, es ist ein durchwegs gelungener Seefahrt-Abenteuerroman, besser recherchiert als so manche Vorläufer, aber wenn es sich bei Stevenson auch so gezogen hätte, dann gäbe es vermutlich nicht allzu viele Jugendbücher dieses Genres.

Wir schreiben die Niederlande des frühen 18. Jahrhunderts. Der sechzehnjährige Bastardsohn Jan heuert nach dem Tod des Vaters auf der "Batavia", einem Handelsschiff, das wertvolle Güter nach Indien transportieren soll, an. Von Anfang an ist Jan dem subtilen Terror seines "Unterstützers", des Unterkaufmanns Cornelis, ausgesetzt.

Als die "Batavia" vor Australien Schiffbruch erleidet und der Oberkaufmann mit ein paar Leuten in einem Boot weiterfährt um Hilfe zu holen, errichtet Cornelis auf einer winzigen Insel eine Herrschaft des Schreckens, der zahlreiche Mitreisende (die sich an anderen Plätzen verschanzt haben) zum Opfer fallen. Cornelis übt so viel Druck aus, dass aus durchaus ehrenwerten Männern Mitläufer werden und dass sich Jugendliche wie Jan nicht zur Wehr setzen können.

Als das rettende Schiff eintrifft, wird den Meuterern (als solche haben sie sich gebärdet) der Prozess gemacht. Jan und ein Soldat entkommen nur knapp dem Tod, werden dafür aber an der Südküste Australiens ausgesetzt, wo sie auf Aborigines treffen…

"Fluch der Karibik"-Seher/innen haben natürlich heutzutage einen anderen Begriff von Seeabenteuer –aber sei's drum: Da ist ja auch die Darstellung von Hierarchie und Machtgefüge, da ist das sehr, sehr langsame Zur-eigenen-Meinung-Finden Jans, da ist die dämonische Figur des Unterkaufmanns. Aber genau da hakt es sich meines Erachtens: Cornelis ist zwar bemüht als Schurke mit ein paar religionsphilosophischen Zweifeln gezeichnet, jedoch wird er nicht wirklich glaubwürdig. Und Jans ewiges Denken statt Reden, Gehorchen satt Aufbegehren mag zwar den Zeitumständen entsprechen, wirkt aber letztendlich ziemlich ermüdend. Mir ging es bei der Lektüre jedenfalls so, als müsste ich ständige gegen irgendwelche Wellen rudern, und es hat erstaunlich lange gedauert, bis ich am Ziel war. Mein Vorschlag: setzen Sie sich selbst ins Boot und schauen Sie, ob Sie sich leichter tun.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2006
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/geschichte/detail/der-kajuetenjunge-des-apothekers.html
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