Die Verschwörung der Dichter

So in etwa darf man sich den Professorenroman von heute vorstellen – belehrend, mit zahlreichen nützlichen Informationen gespickt (auch wenn sie nicht immer stimmen, auch wenn Leibniz mit tz geschrieben wird), verwoben mit einem Einzelschicksal, das uns rührt und unterhält zugleich.
Die Geschic ...

So in etwa darf man sich den Professorenroman von heute vorstellen – belehrend, mit zahlreichen nützlichen Informationen gespickt (auch wenn sie nicht immer stimmen, auch wenn Leibniz mit tz geschrieben wird), verwoben mit einem Einzelschicksal, das uns rührt und unterhält zugleich.

Die Geschichte? Madame du Deffand erfährt, dass Diderot (den sie nicht mag), die d'Épinay und ein paar andere eine Verschwörung ausgeheckt haben, um den allseits beliebten Marquis Croismare an den Hof zurückzulocken. Sie haben eine Nonne erfunden, die sich Hilfe suchend an den Marquis wendet, sein Herz rühren will, sodass er zu ihr nach Paris eilt. Du Deffand entsinnt sich daraufhin ihrer siebzehnjährigen Nichte Marguerite, die in der Provinz ein elendes Dasein fristet, und lässt sie in ihr Haus holen, um sie als entlaufene Nonne zu präsentieren. Marguerite ist eine gelehrige Schülerin und spielt das Spiel der Täuschungen, ein damals angesehener Zeitvertreib, mit großer Meisterschaft, aber auch mit wundervoller Naivität mit. Bald ist Diderot mehr Schachfigur als Spieler, der schöne Poet Marmontel wirbt um Marguerite – oder doch nicht, denn dies ist das Zeitalter der Täuschungen und Spiele.

Pelz macht uns mit fast allen Geistesgrößen, galanten Damen und galanten Herren dieser Epoche bekannt, und es entsteht nicht nur ein lehrreiches, sondern auch ein sehr kurzweiliges Bild vom Leben in Paris, von Ängsten und Sehnsüchten, Galanterien und Eitelkeiten, aufklärerischen Bemühungen und bürgerlichem Selbstbewusstsein. dazu kommt das unschuldig-naive Mädchen, dessen Schicksal wir mit Anteilnahme mitverfolgen – kurzum: Wir bekommen eine ordentliche Mischung serviert, die, auch wenn man nicht mit Fußnoten belehrt werden will, einen allmählichen in ihren Bann zieht. Wahrlich, es gab schon schlechtere historische Romane zu lesen! Und Monika Pelz müsste mühelos ein ausreichend großes Publikum finden, um auf dieser Schiene zu allseitigem Gewinn fortzufahren.

P.S. Warum sie die Deffand im letzten Satz 1772 sterben lässt, statt wie eigentlich 1780, bleibt mir allerdings ein Rätsel.

Jungbrunnen 2005

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2007
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/geschichte/detail/die-verschwoerung-der-dichter.html
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