Für Isabel war es Liebe


"Jeder liebt, so gut er kann," sagt die Erzählerin Isabel am Schluss des Buches. Da hat sie ihrer Freundin Conny, einer jungen Ärztin, ihre Geschichte erzählt, ihre Geschichte von damals, als sie 17 war. Nun, ein paar Jahre später, ist sie mit Conny von Hamburg nach München unterwegs zu den El ...

 

"Jeder liebt, so gut er kann," sagt die Erzählerin Isabel am Schluss des Buches. Da hat sie ihrer Freundin Conny, einer jungen Ärztin, ihre Geschichte erzählt, ihre Geschichte von damals, als sie 17 war. Nun, ein paar Jahre später, ist sie mit Conny von Hamburg nach München unterwegs zu den Eltern, und nur zögernd berichtet sie von ihrer Begegnung mit Daniela, die sie im Leistungskurs Kunst beim Aktzeichnen kennen lernte, von der Brustkrebserkrankung ihrer Mutter und - mit mehr Offenheit und Begeisterung - von ihrem Faible für Modigliani.
Viel von dem Buch ist der Krebserkrankung der Mutter gewidmet, wie sehr Diagnose und Therapie die Familie durcheinander bringen, wie sehr auch die Tochter mit der Erkrankung umgehen lernen muss (nicht nur mit der kranken Mutter, mit der Krankheit selbst ebenfalls); und just zu jener Zeit, da Isabel auch voller Schuldgefühle ist, lernt sie Daniela kennen und lieben. Hin- und hergerissen zwischen den Polen von Tod und Leben merkt sie, dass das eine Da-Sein immer das andere betrügt, dass sie aber in diesem Spannungsfeld allein zurechtkommen muss. Pressler geht es dabei weniger um die Darstellung lesbischer Liebe in einem (vermutlich) feindlichen Kontext, sondern ganz einfach um die Darstellung von Liebe. "Was ist lesbisch?", fragt Daniela einmal und negiert damit die kreuzbraven Zwänge, denen ein Jugendbuch sonst unterliegt. Das dritte Element, das dieses Buch prägt, ist die Welt der Kunst, ist die Welt der Farben allgemein. Pressler hat insofern ein sehr sinnliches Buch geschrieben, als viel von der geschilderten Welt als Farbe, als Form, aber auch als Geschmack und Geruch wahrgenommen wird. Als Meisterin der Sprache hat sie alle Elemente kongenial verknüpft und viel Raum für Reflexion und Staunen gelassen, viel Raum aber auch für Lebensfreude und Leid. "Für Isabel war es Liebe" ist kein typisches Jugendbuch, eher ein Roman, der die Brücke zur so genannten Erwachsenen-Literatur schlägt, aber genau das macht auch seine Qualität aus. Empfehlenswert!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/krankheit/detail/fuer-isabel-war-es-liebe.html
Kostenpflichtig
nein