Das Buch fügt sich nahtlos in die Reihe der Wissensromane, in denen ein bestimmtes Spezialgebiet in erzählerischer Form vermittelt wird. Bekanntestes Beispiel ist Gaarders "Sofies Welt" (auf das auch in diesem Buch verwiesen wird), aber auch zu den Bereichen Religion, Physik, Mathematik, Psychologie liegen ähnliche Bücher vor.
"Anna am Freitag" ist mit "Ein Roman über Sprache" untertitelt; es geht also um die Linguistik - und wer hätte gedacht, dass dies tatsächlich durchaus interessant und lebensnah geschrieben sein kann. Die Rahmenhandlung: Anna kommt jeden Freitag zum Babysitten und bringt immer ein paar dicke Bücher mit (im Anhang aufgelistet);während sie auf die kleine Helle aufpasst, erzählt sie dem 13-jährigen Björn-Oskar, der ursprünglich eigentlich lieber Fußball spielen gehen wollte, allerlei Wissenswertes über Sprache (Sprachgeschichte, Sprachverwandtschaft, Fremd- und Lehnwörter, Phoneme, Sprachgebrauch etc.). Björn-Oskar ist allmählich nicht nur vom Gegenstand fasziniert, er versucht auch herauszubekommen, wer Anna eigentlich ist. Immerhin kann sie Wikinger, Römer, Griechinnen, hübsche Italienerinnen und berühmte Sprachforscher im Wohnzimmer aufmarschieren lassen. Des Rätsels Halblösung ist erfreulicherweise mittels des Runenalfabets auffindbar - Björn-Oskar hat sich zum Sprachneugierigen entwickelt.
Gabriele Haefs hat das Buch recht geschickt ins Deutsche übertragen, denn immerhin stammen viele Sprachbeispiele aus dem Norwegischen, aber das tut dem Angenehm-Belehrenden keinen Abbruch. Das Buch kann kapitelweise auch im Unterricht eingesetzt werden - und wer weiß: Vielleicht gelingt es Ihnen, mit Hilfe dieses Buches auch in Ihren Klassen ein paar Kinder sprachneugierig zu machen.