Piranesi

Autor CLARKE, Susanna

Verlag London: Bloomsbury 2020

Als einstiger Fantasy-Vielleser war mir Piranesi mit seinen „Carceri“ wohlvertraut, denn damals sah man den Architekten des 18. Jahrhunderts als visuellen Verwirklicher von Fantasy.

Nun legt Clarke ihren zweiten Roman vor, 15 Jahre nach dem Bestseller „Jonathan Strange and Mr. Norrell“, von dem sich seltsamerweise gleich drei Exemplare in meiner Bibliothek finden.

Piranesi ist ein Hohelied auf eine bizarre Einsamkeit. Der Ich-Erzähler (Beloved Child of The House) definiert sich als Ich etwa im Gegensatz zu The Other. Beide bewohnen eine von unendlich vielen Säulen gesäumte Welt, in der unentwegt das Wasser rauscht. Piranesi (der nicht so heißt, nur von The Other als kenntnisreichen Witz so genannt wird) ist zufrieden mit seinem kargen Forscherleben in dieser Welt, die von drei Lebenden, 12 Toten und Nummer 16 bevölkert scheint. Er schreibt unentwegt in seine Journale, erkundigt minutiös seine Welt, erkennt aber schließlich, dass er von The Other manipuliert wird. All das hängt mit einem seltsamen Forscher zusammen, der multiple Welten prognostiziert hat; offensichtlich sind einige Personen in dieser Säulenwelt verschwunden, und Piranesi hat auch eine andere Identität.

Mehr will ich nicht verraten, aber es ist ein faszinierendes Verwirrspiel, das Clarke weltenübergreifend gestaltet hat. Die Eintragungen des Ich-Erzählers lassen unentwegt neue Spekulationen zu und da mutet es fast tröstlich an, wenn der Erzähler am Schluss anmerkt: „The Beauty of the House is immeasurable; its Kindness infinite.” Denn so wie er hat man diese Welt schlussendlich (fast) lieb gewonnen. Empfehlung!

pp. 245

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2020
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