Die Reparaturgesellschaft - Buch

Buchtipp: Evelyn Blau/Norbert Weiß/Antonia Wenisch: Die Reparaturgesellschaft - das Ende der Wegwerfkultur, Wien: Verlag des ÖGB 1997, ISBN 3-7035-0603-2 , EUR 18,80 (vergriffen)

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...wir befinden uns im Jahre 1997 n.Chr.: Die ganze Welt ist von den Massenprodukten einer Wegwerfgesellschaft übersät.... die ganze Welt??

Nein!! Einzelne unbeugsame Individualisten hören nicht auf Widerstand zu leisten.... sie sind unbeirrt damit beschäftigt, die Lebensdauer von Produkten wie Waschmaschinen, TV-Geräten, Computern und alten Radios zu verlängern. Sie arbeiten an der Instandsetzung verschlissener Maschinenteile, befüllen Tonerkartuschen und Wegwerffeuerzeuge, sie repassieren Strümpfe und - lassen manches noch so verführerische Sonderangebot im Supermarkt stehen...

Ein bisschen wie bei Asterix - und fast ebenso spannend - liest sich die Bestandsaufnahme unserer gegenwärtigen Wirtschaft, bei der Profit und Absatzsteigerung um jeden Preis noch immer oberste Gebote sind. Die fatalen Folgen kennen wir alle, auch wenn wir die zahlreichen Symptome nicht in ihrem Zusammenhang erfassen:

Eine unreflektierte Massenproduktion billiger Produkte (auch von Nahrungsmitteln!), eine steigende Arbeitslosigkeit, die Globalisierung der Märkte, die Produktionsverlagerungen in Billiglohnländer, Konsumrausch im Discountladen, der Siegeszug von „Ex und Hopp“-Gütern für den kurzfristigen Gebrauch, das Wegwerfgeschirr bei McDonalds und der Vormarsch des Einwegflaschensystems, der unmäßige Landverbrauch, die Rohstoffverschwendung, Umweltprobleme wie Treibhauseffekt... und ..und ...

Doch all das sind - so die Autoren – wirklich nur Schein-Zwänge einer Wirtschaft, die in dieser Form langfristig keine Zukunft hat.

Die Antithese zur Wegwerfgesellschaft heißt „Reparaturgesellschaft“ – und dies meint „Reparatur“ im weitesten Sinne des Wortes, nämlich einen Umdenkprozess zu Konzepten des nachhaltigen Nutzens, - ein wirkliches Gebrauchen anstelle eines wahllosen Anhäufens und „Besitzens“ von Produkten, die man vielleicht nur fallweise benötigt und die obendrein schon bald wieder veraltet sind. Die Umwelt leidet unter wachsenden Müllbergen. Ziele der Reparaturgesellschaft sind gesellschaftspolitische Veränderungen in Richtung Nutzungsorientierung statt Massenkonsum kurzlebiger Produkte.

Wenn man dagegen Dinge mit anderen Menschen zusammen nutzt (z.B. durch Car-Sharing), sich etwas ausleiht, sich vor dem Kauf über Qualität und Langlebigkeit eines Produkts informiert und bei Defekten den regionalen Service zur Instandsetzung in Anspruch nimmt, anstatt ein Gerät bei der kleinsten Funktionsstörung zu „entsorgen“ und ein neues zu kaufen – so reduziert das den Verbrauch von Transportwegen, Ressourcen und Energie erheblich, schafft Arbeitsplätze und bringt darüber hinaus die Menschen in ihren regionalen Lebensbereichen Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Freizeit am Ort wieder zusammen...

Das Reparieren müsste allerdings wieder zu einer gesellschaftspolitisch akzeptierten Lösung werden. Die Autoren sind sich durchaus bewusst, dass sie mit ihrer „Reparaturgesellschaft“ nur eine Vision angesprochen haben, die gezielte politische Rahmenbedingungen benötigt (z.B. Verteuerung der Transporte anstelle von Arbeit). So lange aber der Faktor „Arbeit“ im Verhältnis zum unbegrenztem Energie- und Naturverbrauch viel zu teuer ist, wird sich kaum ein entsprechendes gesellschaftliches Werte-Bewusstsein einstellen. Repariert wird eben nur, wenn es dem Kunden nicht zu teuer kommt und es nicht als armselig, altmodisch oder hässlich gilt, gebrauchte bzw. nachgerüstete Geräte zu benutzen. „Reparieren muss wieder ein Teil unserer Kultur werden, muss wieder ‚in’ sein“, so die Forderung. Und es gibt sie in den Hinterhöfen Wiens die aussterbenden Berufe, die unabhängigen Reparaturdienste (>ReparaturNeztwerk Wien seit 1999) und die Gebrauchtteilebörsen... das Buch bietet dazu einige konkrete Hinweise.

Bezogen auf Lernsituationen im Werkunterricht:

- Haushaltsgeräte mitbringen lassen, untersuchen, Reparaturvorschläge machen

- Funktion von Einzelteilen beschreiben/verstehen, Einzelteile benennen

- Bewertung der Lebensdauer von Materialien, Vergleiche der Qualität von Produkten

- Fehler suchen lassen, Systeme zur Fehlereingrenzung erstellen

- Ein Gerät für einen anderen Zweck umbauen lassen

- Kosten-Nutzen-Analyse einer durchgeführten Reparatur

- Preisvergleiche von Produkten, Materialbesorgung usw.

- Exkursion zu Betrieben des ReparaturNetzwerks (E.M.)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
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Veröffentlicht am
01.11.2005
Link
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