Linz STREITSCHULE Graz M.Mag. Fridolin F. Schwaiger + Daniela Mayrhofer

So schreiben die Autoren Paungger/Poppe in ihrem Buch „ Vom richtigen

Zeitpunkt“ und verweisen auf den positiven Einfluss des Mondes auf optimale

Arbeitsergebnisse, sei es beim Baumpflanzen, Ernten, Reinigen uvm.

Bei Streitgesprächen ist der Zeitfaktor gleichermaßen erfolgsentscheidend.

Wir brauchen dazu allerdings keinen günstigen Mondeinfluss abzuwarten,

sondern lediglich kommunikatives Know-how und eine Prise Fingerspitzengefühl!

 

 

• „Hast Du einen Moment Zeit für mich?“
  
  Ein Streitklassiker aus dem Beziehungsalltag: Der Mann kommt müde vom Büro nach Hause und freut sich auf einen ruhigen Abend. Die Frau brütet schon den ganzen Tag über ein nicht beendetes Streitthema vom Morgen. Bei seinem Eintreten „überfällt“ sie ihn mit diesem Anliegen und hat auch gleich ihre Lösung parat. Er reagiert zuerst abwehrend, dann aggressiv und verlässt zuletzt wortlos, jedoch Tür knallend, den Raum.
  
  Bei brenzligen Themen, die Sie mit Ihrem Gesprächspartner klären wollen, vergewissern Sie sich doch immer erst, ob der Andere auch gerade Zeit und Lust hat, sich jetzt mit Ihnen auseinander zu setzen. Wer tragfähige Lösungen mit seinem Gegenüber aushandeln möchte, akzeptiert die „Zeithoheit“ des Anderen und fragt erst einmal nach, ob es jetzt für ihn/sie passt. Eine Portion Gelassenheit hilft, ein mögliches „Nein“ des Anderen zu akzeptieren. Denn es bedeutet nicht, dass das Thema damit vom Tisch ist: Bleiben Sie höflich und bestimmt dran und bitten Sie um einen anderen Termin, um Ihr Anliegen zu besprechen und gemeinsam zu lösen.

 

 

 

 

• AUS-Zeit
  
  Vielleicht kennen Sie das: Gerade noch verlief ein heikles Konfliktgespräch für Sie positiv. Plötzlich kommt ein für Sie neues Thema auf den Tisch, Unbehagen und ein gedanklicher Nebel machen sich breit. Sie können (noch) nicht artikulieren, wie Ihre Meinung dazu ist, sind irritiert und folgen dem Gespräch nur mehr mit halber Aufmerksamkeit und erhöhtem Widerwillen.
  
  Wenn es in einer Auseinandersetzung für Sie eng wird und Sie merken, dass Sie im Moment nicht weiterverhandeln können, so ist es durchaus legitim, um eine kurze Auszeit zu bitten: zum Beispiel eine kurze Kaffeepause bei beruflichen Verhandlungen oder auch die Vereinbarung eines neuen Termins. Nutzen Sie die Zeit, um Ihre Gedanken zu sortieren, Klarheit über Ihren Standpunkt und Ihre Vorstellungen zu bekommen, um dann das Gespräch wieder konzentriert und stressfrei weiterführen zu können.
  Ein fairer Streiter billigt dieses Recht auf Auszeit selbstverständlich auch seinem Gesprächspartner zu.
  Denn: vorschnelle Lösungen halten meistens nicht, was sie versprechen. Nur wenn beide Partner in der Auseinandersetzung und Lösungsfindung nicht unter Druck stehen, können Ergebnisse von langfristiger Gültigkeit und zu beiderseitiger Zufriedenheit erarbeitet werden.

 

 

 

 

• Zeit zu Schweigen
  
  Die wahre Kunst der Kommunikation liegt darin, nicht nur das Richtige zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sagen, sondern das Falsche im verlockenden Augenblick ungesagt zu lassen!
  
  Häufig eskalieren Konflikte, weil in der Hitze des Gefechtes die Emotionen hoch gehen, eine unbedachte Äußerung fällt, der Gesprächspartner fühlt sich persönlich angegriffen. Er reagiert entsprechend verletzt, zieht sich zurück, mauert oder holt zum Gegenschlag aus - und schon geht die Spirale nach unten los!
  
  Gesagt ist eben einmal gesagt, und selbst eine nachgesetzte Entschuldigung kann es nicht wieder Ungeschehen machen. Daher: lieber tief durchatmen und eine kurzes Schweigen einlegen, um sich zu sammeln. Wenn Sie es dann noch schaffen, den gedanklich formulierten Vorwurf in eine Ich-Botschaft umzuwandeln, nimmt das Gespräch mit Sicherheit einen erfreulicheren Verlauf!