Isola

Dies ist Abedis dritter Roman, und er beweist, dass sich Spannungsliteratur sehr gut verkauft, auch – oder gerade weil - sie nach ziemlich simplen Mustern gestrickt ist.
12 Jugendliche sollen an einem Film des berühmten Regisseurs Tempelhoff mitwirken; Schauplatz ist eine kleine Insel in der N ...

Dies ist Abedis dritter Roman, und er beweist, dass sich Spannungsliteratur sehr gut verkauft, auch – oder gerade weil - sie nach ziemlich simplen Mustern gestrickt ist.

12 Jugendliche sollen an einem Film des berühmten Regisseurs Tempelhoff mitwirken; Schauplatz ist eine kleine Insel in der Nähe von Rio de Janeiro. Dort soll ein Spiel gespielt werden – einer ist der ‚Mörder’, die anderen sind die ‚Opfer’; wen immer der Mörder am linken Handgelenk packt und in ein Versteck bringt, der/die ist draußen aus dem Spiel. Doch plötzlich – wie das eben so üblich ist – wird aus dem Spiel ernst, und es tauchen Figuren auf, die nicht eingeplant waren, es ergeben sich Dinge, die nicht vorhersehbar waren. Ich will nicht mehr von der Geschichte verraten, weil sie eben von allerlei ‚twists’ lebt, aber es ist ja wohl klar: Da taucht die Vergangenheit als zwölfköpfige Hydra auf, da werden Karten neu gemischt und Schicksale neu verknüpft.

Erzählt wird weitgehend von der scheuen Tänzerin Vera, die mit Rio durch ein eigenes Band verknüpft ist. Sie entdeckt nicht nur die Liebe, sondern ihre eigene Vergangenheit. Und vorwiegend durch sie lernen wir natürlich auch noch ein Handvoll anderer Charaktere kennen. Das alles ist gefinkelt gemacht, aber keineswegs außerordentlich. Abedi wird immer wieder wegen ihrer kunstvollen Psychologie, ihrer dichten Atmosphäre, ihrer außerordentlichen Charakterdarstellung gelobt – ich seh' da nur handwerklich recht passabel gemachte Genreliteratur. Allein das klassische Setup sorgt dafür, dass nicht viel schief gehen kann. Und die Charaktere haben die Schärfe jeder Bravo-Geschichte. Aber all das geht ganz ganz leicht runter, ist – das Retardierende und die Übertreibung leben hoch – natürlich spannend zu lesen, in einem Tempo noch dazu, das ans Überfliegen grenzt. Literatur zum Reinziehen also – aber das ist ja nicht unbedingt etwas Schlechtes. Daher: reinziehen! Aber nicht glauben, man hat gerade ein Meisterwerk reingezogen!

Arena 2007

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2007
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/isola.html
Kostenpflichtig
nein