Meine total wahren und überhaupt nicht peinlichen Memoiren mit genau elfeinhalb

Was für eine vergnügliche Geschichte – man wünscht sich fast, selbst einen "Herzkasperl im Kopf" zu haben. Simon Kesselback ist verliebt. Seine ganze Zuneigung gilt der zwölfjährigen Annalena, die Gast in dem Hotel ist, in dem seine Mutter als Köchin arbeitet. (Der Vater: Schriftsteller. Sein hä ...

Was für eine vergnügliche Geschichte – man wünscht sich fast, selbst einen "Herzkasperl im Kopf" zu haben. Simon Kesselback ist verliebt. Seine ganze Zuneigung gilt der zwölfjährigen Annalena, die Gast in dem Hotel ist, in dem seine Mutter als Köchin arbeitet. (Der Vater: Schriftsteller. Sein häufigster Satz: schweig-schweig.) Da passiert nicht viel – Schwimmbad im Hotel, Einladung zu einer Party, Reden mit Freunden, Besuch beim Opa im Krankenhaus.

Und in Wirklichkeit passiert ungeheuer viel, denn Simons Welt zerbröselt ganz einfach. Die Aufregung, die die erste Liebe mit sich bringt, lässt ihn nicht einmal, sondern zehnmal sterben, lässt ihn die verrücktesten Sachen machen, lässt ihn verschwinden und Echo kennen lernen.

Es ist unglaublich, mit welcher Meisterschaft Ani es in seinem ersten Jugendbuch hingekriegt hat, die Entwurzelung durch die Liebe darzustellen. Dabei muss er nicht zu großen Gesten greifen; aus einem einzigen Aha Annalenas macht er ein unerhörtes Erlebnis für Simon. Gleichzeitig werden durch den Kontrast, den Simon uns bietet: maulfaul, schwierig, unzugänglich für seine Eltern - stürmisches Innenleben für ihn selbst, eine Spannung und ein Vergnügen erzeugt, die das Buch absolut lesenswert machen. Ich habe es während einer Schularbeitsstunde gelesen und mit meinem Lachen die eifrig Gedicht interpretierenden Schüler/innen immer wieder gestört. Macht nichts – die können das Buch nun auch lesen, denn es ist für alle Altersstufen ab 10 geeignet.

Hanser 2008; S. 122

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2008
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/meine-total-wahren-und-ueberhaupt-nicht-peinlichen-memoiren-mit-genau-elfeinhalb.html
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