Nichts was im Leben wichtig ist.

Keine Frage: Frau Teller ist eine sympathische Frau, und sie hat bei der Frankfurter Buchmesse ausgiebig und freundlich ihr Buch signiert (das im Original „Intet“ = Nichts heißt und schon 2000 erschienen ist). Warum uns der Verlag mittels rotem Sticker weismachen will, dass dies ein brutales und ...

Keine Frage: Frau Teller ist eine sympathische Frau, und sie hat bei der Frankfurter Buchmesse ausgiebig und freundlich ihr Buch signiert (das im Original „Intet“ = Nichts heißt und schon 2000 erschienen ist). Warum uns der Verlag mittels rotem Sticker weismachen will, dass dies ein brutales und mutiges Buch ist, bleibt mir allerdings verborgen. Ja, es ist anders als die meisten Jugendbücher, denn es umkreist die Bedeutung. Wozu irgendetwas? Was ist bedeutsam? Oder hat Pierre Anthon recht, der sich im Obstbaum verkriecht und nichts mehr tun will, weil alles sinnlos ist?

Die Jugendlichen versuchen ihn zu überzeugen, dass es Bedeutsames gibt und sie gehen daran, den Berg der Bedeutung in einem alten Sägewerk zu erschaffen, indem jede Person, die gerade etwas Bedeutsames beigetragen hat, die nächste verpflichtet, ihrerseits den Berg zu vergrößern. Natürlich sind es die persönlich wertvollen Dinge, die eingefordert werden (und die ich hier nicht verraten will, damit die kleine Spannungskurve erhalten bleibt).

Der Berg der Bedeutung wird schließlich von der (Welt)Presse entdeckt, alle pilgern in das Kaff, in dem die Kinder wohnen, das MOMA will den Berg sogar ankaufen. Pierre Anthon lässt sich aber nicht überzeugen – was schließlich zur Tragödie führt.

Ja, das ist ganz interessant, wenn da nicht so viel pseudophilosophischer Lack wäre. Ja, das ist interessant, wenn da nicht so eine läppische Werbekampagne wäre, die dienstbar von den Zeitungen aufgenommen wurde. Lassen Sie sich also vom Sticker nicht abschrecken – lesen Sie das Buch als interessanten (aber nicht umwerfenden) Beitrag zur Jugendliteratur; lesen Sie das Buch, weil es ein paar schöne Winzigkeiten, und das sind die Stellen mit den Steigerungsformen („Still. Stiller. Ganz still.“ Oder: „Dreizehn. Vierzehn. Erwachsen. Tot.“), enthält.

Hanser 2010; S. 140

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.12.2010
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/julit-deutsch/detail/nichts-was-im-leben-wichtig-ist.html
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