Academia Superior startet neuen Bildungsschwerpunkt

Mit einem neuen Programmschwerpunkt zum Thema Bildung und Werte schlägt die Academia Superior ein neues inhaltliches Kapitel auf: Am Mittwoch startete eine Veranstaltungsreihe im Kloster Traunkirchen am Traunsee, mit der die oberösterreichische Denkfabrik in Workshops und Podiumsveranstaltungen in alle Vierteln Oberösterreichs eine Diskussionsplattform zu diesem Thema eröffnet.

Startschuss zu offenem Diskurs

LH-Stv. Mag Christine Haberlander, Obfrau von Academia Superior, definiert das Ziel des Prozesses: "Heute ist der Startschuss für einen offenen Diskurs zum Thema Bildung und Werte, bei dem wir nicht wissen, was am Ende herauskommen wird. Aber ich bin sicher, dass wir alle klüger und mit mehr Verständnis auseinandergehen werden. Es gibt im Bildungsbereich manche Dinge, die einfach passieren werden müssen. Die Frage ist, ob wir damit warten, bis es fünf vor zwölf ist, oder ob wir rechtzeitig darüber nachdenken und offen diskutieren wollen.“

Offene Diskussion und Lösungsorientierung

Dass in diesem Prozess wirklich offen diskutiert werden kann und soll, zeigte die Academia Superior beim Auftakt in Traunkirchen vor. Der hochkarätigen Abendveranstaltung war ein Workshop vorgelagert, bei dem Bildungsexpertinnen und -experten aus der Region dazu aufgerufen waren, jene Herausforderungen zu benennen, vor denen das Bildungssystem steht und für die Lösungen entwickelt werden müssen. Die Ergebnisse des Workshops wurden nicht nur für die spätere Bearbeitung gesammelt, sondern flossen auch in die Diskussionen der Abendveranstaltung ein.

Eröffnet wurde sie mit einer Keynote des wissenschaftlichen Leiters von Academia Superior, Genetiker und Fachbuchautor Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger. In seiner programmatischen Rede sprach er über die Zukunft der Bildung und über die sogenannten „gerichteten“ und „ungerichteten“ Kompetenzen, die nur in Kombination dazu führen, dass vorhersehbare und noch nicht vorhersehbare Herausforderungen gemeistert werden können und Innovationen entstehen. Er sieht Verantwortungsbewusstsein als wesentlichen Wert, der nicht nur jungen Menschen vermittelt werden soll, sondern für die gesamte Gesellschaft wesentlich ist, um uns aus der aktuellen „Mitmachkrise“ herausführen zu können.

Den Menschen nicht aus dem Auge verlieren

Bereits im Kindergarten wird die Grundlage für spätere Bildungswege gelegt. Die frühere Kindergartenpädagogin und heutige Geschäftsführerin eines Gerätebauunternehmens, Gertrude Schatzdorfer-Wölfel, betonte, dass „Herzensbildung“ im Kindergarten ein wesentlicher Schlüssel dazu ist: „Für die Kleinen geht es vor allem auch darum, dass man auf sie eingeht, ihnen zuhört, Zeit für sie hat. Es geht um Bewegung und Kreativität. Es geht darum ihnen zu vermitteln: ‚du bist richtig, so wie du bist‘. Das schafft Urvertrauen, auf das man im späteren Leben aufbauen kann.“ Für Schatzdorfer-Wölfl tragen vor allem engagierte Lehrkräfte dazu bei, unsere Gesellschaft zum Besseren zu verändern. „In der Wirtschaft fällt es mir leicht, meine High Potentials zu belohnen. Im Bildungswesen schaut das anders aus,“ plädiert Schatzdorfer für Leistungsanreize und mehr Gestaltungsfreiräume für Lehrpersonen.

Schulen sind Orte, um Wertediskussionen zu üben

Auch Christine Haberlander sieht in den Lehrkräften einen Schlüssel zur Vermittlung von Werten. Für sie haben gerade die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass Schulen auch jene Orte sind, an denen Kindern vermittelt wird, wie wertschätzende Diskussionen geführt werden. „Es ist wichtig, dass man lernt, für seine Überzeugungen einzustehen und das auch artikulieren kann. Wo man aber auch kritisch zu denken lernt“, so Haberlander, die in der Fähigkeit zur Diskussion eine wesentliche Stütze der Gesellschaft erkennt.

Was braucht eine „neue“ Schule? 

Auch Walter Vogel, als Rektor der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich für die Aus- und Weiterbildung zahlreicher zukünftiger Lehrkräfte zuständig, sieht die Aufgabe der Schulen in der Vermittlung sowohl fachlicher Kompetenzen als auch der Persönlichkeitsbildung, die in seinen Augen noch ausbaufähig ist: „250 Jahre nach Einführung der Schulpflicht, wäre es wieder einmal an der Zeit,
‚die Schule‘ neu zu denken und zu fragen, ob wir mit der Schule wirklich im 21. Jahrhundert angelangt sind“. Viele Rahmenbedingungen im Schulwesen basieren immer noch auf den Haltungen des 18. und 19. Jahrhunderts und die Gesellschaft habe sich, auch seit der letzten großen Schulgesetzreform im Jahre 1962, deutlich verändert.

Technik, Naturwissenschaft und der Empathie gehört die Zukunft

Dass die Fähigkeit zur Recherche und reflektierten Auseinandersetzung mit Informationen ganz wesentliche Zukunftskompetenzen sind, steht für Markus Hengstschläger als Maßnahme gegen eine weit verbreitete Wissenschaftsfeindlichkeit außer Frage. Er ist überzeugt, dass nicht nur wertefrei über Talente gesprochen werden muss, sondern dass Empathie in Zukunft entscheidend sein wird:
„Die Zukunft wird sicherlich von Menschen mit naturwissenschaftlichen und technischen Kompetenzen mitgestaltet. Aber blickt man auf die rasanten Entwicklungen im technischen und digitalen Bereich, so kann man auch davon ausgehen, dass die Fähigkeit sich in andere Menschen einzufühlen, ihnen etwas zu vermitteln, immer wichtiger werden. Die Zukunft der Zukunft gehört auch den ‚Empathieberufen‘.“

Den Wert von Engagement vermitteln

Bei der Diskussion um die Zukunft der Bildung waren selbstverständlich auch die Stimmen Jugendlicher gefragt. Die Schülervertreter:innen rund um AHS-Landesschulsprecher Emil Schachtschabel brachten ihre Sichtweisen und Fragen zu dem Thema ein und zeigten sich überzeugt: "Man sollte sich auch noch mehr fragen, wie man Schülerinnen und Schülern den Wert von Engagement vermittelt. Denn unsere Gesellschaft lebt davon, dass möglichst viele mitmachen“. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde unter den zahlreich anwesenden Bildungsinteressierten noch in einem angeregten Austausch diskutiert und nach Lösungen für die Zukunft gesucht.