Chancenbonus startet 2026 an 400 Schulen

Die OECD sieht in ihrer Studie Bildung auf einen Blick weiterhin eine starke Abhängigkeit der Bildungslaufbahn vom Elternhaus in Österreich. Bildungsminister Christoph Wiederkehr setzt daher auf den angekündigten Chancenbonus für Standorte mit besonders herausfordernden Rahmenbedingungen. Ab Herbst 2026 sollen rund 400 Schulen zusätzliche Ressourcen erhalten, um Grundkompetenzen gezielt zu stärken. Pro Jahr sind dafür 65 Millionen Euro vorgesehen.

Portraitfoto von Bildungsminister Wiederkehr

OECD sieht Aufholbedarf

Laut Studie haben junge Erwachsene mit zumindest einem akademisch gebildeten Elternteil in Österreich derzeit nahezu eine viermal höhere Chance auf einen Hochschulabschluss als Gleichaltrige aus Haushalten mit Pflichtschulabschluss. Der Abstand ist seit 2012 zwar leicht zurückgegangen, liegt aber weiterhin deutlich über dem Durchschnitt der OECD. Zudem ist der Anteil der 18 bis 24 Jahre alten Menschen, die weder in Ausbildung noch in Beschäftigung sind, zuletzt auf 12,6 Prozent gestiegen.

Was der Chancenbonus bringt

Der Chancenbonus richtet sich vor allem an Volks und Mittelschulen mit vielen Kindern, die besonderen Unterstützungsbedarf haben. Ziel ist es, zentrale Grundkompetenzen in Lesen Schreiben und Rechnen nachhaltig zu verbessern. Die Zuteilung erfolgt nach objektiven Kriterien wie Erstsprache der Schülerinnen und Schüler, Bildungs und Erwerbsstatus der Eltern, Schulgröße und Schulart. Analysen wie der Chancenindex der Arbeiterkammer zeigen, dass es österreichweit mehrere hundert Standorte mit besonders großen Herausforderungen gibt.

Finanzierung und Zeitplan

Für den Start sind ab kommendem Herbst jährlich 65 Millionen Euro im Budget vorgesehen. Darüber hinaus sind ab 2027 zusätzliche 20 Millionen Euro geplant, die jedoch unter Budgetvorbehalt stehen. Der operative Beginn ist für den Herbst 2026 mit rund 400 Schulen angekündigt, die je nach Bedarf unterschiedliche Formen der Unterstützung erhalten sollen.

Umsetzung an den Standorten

Die ausgewählten Schulen sollen durch zusätzliches Personal und gezielte Schulentwicklung gestärkt werden. Geplant sind Kooperationen mit unterschiedlichen Berufsgruppen und ein strukturierter Austausch mit anderen Schulen. Der Aufbau tragfähiger Netzwerke soll helfen, wirksame Maßnahmen schneller zu verbreiten und an lokale Bedingungen anzupassen.

Experteneinschätzung

OECD Bildungsdirektor Andreas Schleicher sieht im Chancenbonus einen möglichen Hebel für bessere Bildungsergebnisse, warnt jedoch davor, allein auf mehr Geld zu setzen. Entscheidend sei die Vernetzung mit leistungsstarken Schulen sowie Anreize, besonders erfahrene Lehrkräfte für die anspruchsvollsten Standorte zu gewinnen. Unterstützungsstrukturen und klare Entwicklungsziele gelten als zentrale Erfolgsfaktoren.

Hochschulen im Blick

Auch an den Hochschulen besteht Handlungsbedarf. Wissenschaftsministerin Eva Maria Holzleitner will mit der Hochschulstrategie 2040 die soziale Durchmischung verbessern und die Abschlussquoten erhöhen. Derzeit schließt nur etwa ein Fünftel der Studierenden ein Bachelorstudium in der vorgesehenen Zeit ab, nach weiteren drei Jahren erreichen erst rund 60 Prozent den Abschluss. Geplant sind eine treffsichere Studienbeihilfe für erwerbstätige Studierende, Maßnahmen für ein leistbares Studium sowie mehr Information über Studienwege bereits vor der Matura.

Quelle: APA Science