Das bringt 2023 dem österreichischem Schulsystem


Das Jahr 2023 bringt mit den Pflegeschulen eine neue Schulform. Die Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen bekommen neue Lehrpläne, und neue Modelle für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sollen für zumindest geringfügige Entspannung beim Lehrendenmangel sorgen. Außerdem sollen die einzelnen Standorte mehr Unterstützung durch Sekretariatskräfte, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Schulpsychologinnen und -psychologen erhalten und an den Oberstufen sollen Schulen sowie Schülerinnen und Schüler mehr Wahlfreiheit bekommen.

Maßnahmen sollen für Entspannung beim Lehrermangel sorgen

Seit 2018 wurde an der Reform der Lehrpläne für Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen gearbeitet, im Schuljahr 2023/24 treten sie nun in Kraft. Bildungsminister Martin Polaschek spricht allerdings nur von "Übergangslehrplänen": Nachdem Lehrergewerkschaft und Expertinnen und Experten das bereits unter Ex-Minister Heinz Faßmann auf den Weg gebrachte Reformwerk als überfrachtet und nicht umsetzbar kritisiert haben, hat der Bildungsressortchef bereits eine Reform der Reform angekündigt. Er wünscht sich flexiblere, deutlich schlankere Lehrpläne mit mehr Spielraum für die Lehrenden.

Pflegeschulen werden mit Herbst normaler Teil des Schulsystems

Bisher wurden diese speziellen Ausbildungen im Rahmen von berufsbildenden mittleren bzw. höheren Schulen nur im Schulversuch angeboten. An den fünfjährigen "Höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung" bekommt man neben der Matura auch den Abschluss als Pflegefachassistenz oder Sozialbetreuerin und -betreuer, an den dreijährigen Fachschulen für Sozialberufe mit Pflegevorbereitung (BMS) können die Lehrinhalte einer weiterführenden Pflegeausbildung (z.B. Pflegeassistenz) vorgezogen werden. Im Endausbau sollen 8.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, die Regierung will damit die Personalknappheit in der Pflege verringern.

Mehr Wahlfreiheit an den Oberstufen

An den Oberstufen sollen die Schulen ab Herbst mehr Wahlfreiheit bekommen. Sie können sich zwischen der herkömmlichen ganzjährigen und der semestrierten Oberstufe entscheiden, bei der ab der 2. Klasse BMHS bzw. der 6. Klasse AHS der Stoff in Semester-Module unterteilt wird und bei einem Fünfer nur das negative Modul wiederholt werden muss. Ursprünglich wollte das Ministerium eine verpflichtende Umstellung auf die semestrierte Form, nach Widerstand an den Schulen können diese nun wählen. Sie können künftig außerdem schulautonom auf ein Kurssystem umstellen, bei dem alternative Pflichtgegenstände (vor allem Wahlpflichtgegenstände) angeboten werden und das Stundenausmaß für einzelne Fächer auf ein Mindestmaß reduziert wird. Die Lernenden können dabei Unterrichtsgegenstände austauschen, Gegenstände aus höheren Semestern vorziehen oder (zum Ausbessern eines "Nichtgenügend" aus einem niedrigeren Semester) wiederholen.

Mehr Assistenzpersonal

An den Pflichtschulen soll es mehr Unterstützung durch Verwaltungspersonal, Schulsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie Schulpsychologinnen und -psychologen geben: Ab dem kommenden Schuljahr sollen dauerhaft zwei Drittel der Kosten für Sekretariatskräfte aus dem Finanzausgleich bezahlt werden, dafür bekommen die Länder bis zu 15 Millionen Euro pro Schuljahr. Damit können laut Ministerium bis zu 700 Sekretariatsstellen von Bund und Ländern finanziert werden, in Österreich gibt es insgesamt rund 4.400 Pflichtschulen. Außerdem stellt der Bund über den Finanzausgleich bis zu 7 Mio. Euro für psychosoziales Unterstützungspersonal zur Verfügung, dabei müssen die Länder die Hälfte der Personalkosten selbst bezahlen. Laut Ministerium könnte damit die Zahl der Schulsozialarbeiter auf bis zu 240 verdoppelt werden.

Quereinstiegs-Studium parallel zum Unterrichten

Änderungen soll es 2023 auch bei der Lehrendenausbildung geben. Als Maßnahme gegen den zunehmenden Lehrendenmangel startet mit Oktober nun auch bundesweit ein neuer Hochschullehrgang für Quereinsteigerinnen und -einsteiger in den allgemeinbildenden Fächern (u.a. Deutsch, Physik, Turnen) der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS). Bisher gab es diesen nur an vier Pädagogischen Hochschulen. Wer die Voraussetzungen für das neue Modell erfüllt (passendes Studium, drei Jahre fachlich geeignete Berufserfahrung) und eine Stelle an einer Schule bekommt, soll im normalen Lehrenden-Gehaltsschema angestellt werden und parallel zum Unterrichten innerhalb von fünf Jahren ein Quereinstiegs-Studium an einer PH absolvieren. Die Dauer beträgt je nach Vorbildung 60 bis 90 ECTS (30 ECTS entsprechen einem Semester Vollzeitstudium, Anm.). Bisher haben Quereinsteigerinnen und -einsteiger an Schulen meist nur Sonderverträge bekommen, die in der Regel schlechter bezahlt sind.

Reform der allgemeinen Lehrerausbildung gesetzlich fixiert

Das Bachelorstudium soll von vier auf die bei anderen Studien üblichen drei Jahre verkürzt und bei den Lehrenden der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) die Gesamtdauer (inklusive Masterstudium) von sechs auf fünf Jahre reduziert werden, wie das bei Volksschullehrerinnen und -lehrern schon jetzt der Fall ist. Der Master soll außerdem besser berufsbegleitend studierbar werden. Der Start der reformierten Ausbildung ist für 2024/25 vorgesehen.

Immer wieder PISA

Ende 2023 werden dann wieder die Ergebnisse der PISA-Studie präsentiert. Für diesen internationalen Leistungsvergleich wurden im Frühjahr 2022 die Fähigkeiten von rund 9.500 15- bzw. 16-jährigen Schülerinnen und Schülern in Lesen, Naturwissenschaften und - diesmal als Schwerpunktthema - Mathematik erhoben, außerdem wird erstmals auch Finanzkompetenz abgefragt.
 

Quelle: APA Science