Digitalisierung: Jede dritte Lehrkraft nicht gut vorbereitet

Blick ins Klassenzimmer
Bitte mehr davon: Geht es nach den Schülerinnen und Schülern, dürfen digitale Medien im Unterricht viel mehr eingesetzt werden. Das zeigt die Studie “Blick ins Klassenzimmer”, die von der Uni Linz im Auftag des Bildungsministeriums durchgeführt wurde. Befragt wurden 21.400 Kinder und 2.500 Lehrkräfte.
Mehr Motivation
Derzeit kommen digitale Medien vor allem in IT-Fächern, Sprachunterricht, Mathematik und Naturwissenschaften zum Einsatz - und das nach Ansicht der Kinder durchaus sinnvoll: Sie seien (eher) motivierter und sehen auch keine negativen Auswirkungen auf die Konzentration oder den Geräuschpegel in der Klasse. Besonders viele verwenden Textverarbeitungs- und Präsentationsprogramme und können auch (eher) gut damit umgehen.
Einsatz an das Lernziel anpassen
Auch die befragten Lehrkräfte sehen digitale Medien “sehr positiv”: Diese setzen sie in einem Viertel bis zur Hälfte ihrer Stunden ein, vor allem um Inhalte zu vermitteln oder bei Übungen und Aufgaben. Sie sehen vielfältige Vorteile für das Lernen und bemühen sich, den Einsatz an das Lernziel anzupassen. Bei der Frage, ob dadurch die Leistungen der Schüler besser werden, bleiben sie aber neutral. Gut zwei Drittel haben laut Eigeneinschätzung auch genug technische und didaktische Kompetenzen in diesem Bereich.
Ein Drittel unsicher
Etwas weniger Sicherheit zeigen die Lehrkräfte in der aktuellen TALIS-Studie der OECD: 31 Prozent der Lehrer an den Mittelschulen und AHS-Unterstufen fühlen sich durch ihre Ausbildung nicht gut auf den Einsatz digitaler Ressourcen und Werkzeuge im Unterricht vorbereitet, weitere 38 Prozent nur "etwas" (EU-Schnitt: 21 bzw. 33 Prozent). Sogar unter Junglehrerinnen und -lehrern, die ihr Studium vor maximal fünf Jahren abgeschlossen haben, fühlen sich nur 43 Prozent digital fit.
Wunsch nach Fortbildungen
Dementsprechend nutzen Österreichs Lehrkräfte auch vergleichsweise selten digitale Medien für individualisierte Lernpfade, die Planung und Beurteilung des Lernfortschritts, zur Zusammenarbeit unter Schülerinnen und Schülern oder ihre Unterrichtsplanung. Jüngere und Lehrkräfte, die sich durch ihre Ausbildung gut auf digitale Unterrichtsmethoden vorbereitet fühlen bzw. im vergangenen Jahr eine entsprechende Fortbildung besucht haben, sind hier aktiver. Insgesamt wünscht sich bei TALIS mehr als die Hälfte der Lehrer zusätzliche Aus- und Weiterbildungsangebote zum Einsatz von digitalen Medien und auch zu technischen Kompetenzen.
Zufrieden mit technischer Ausstattung
Gute Noten geben Österreichs Lehrkräfte der technischen Ausstattung: Nur vier Prozent sagen, dass die Unterrichtsqualität wegen Problemen bei der technischen Ausstattung leidet (EU: 10, OECD: 15). Eine viel größere Hürde ist wohl die eigene Skepsis: Nur die Hälfte erwartet, dass Schüler mit digitalen Werkzeugen effizienter gemeinsam Aufgaben lösen oder Fähigkeiten zum Planen und Kontrollieren ihrer Arbeit erlernen (EU- bzw. OECD-Schnitt: drei Viertel). Und nur vier von zehn gehen davon aus, dass digitale Medien die Leistung verbessern können (EU- bzw. OECD-Schnitt: sechs von zehn).
Quelle: APA Science