Führen aus der Mitte

Wie kann Schulentwicklung nachhaltig gelingen? Und welche Rolle spielt die Schulaufsicht dabei? Bildungsforscherin Anne Sliwka bringt internationale Perspektiven ein – etwa aus Singapur, Estland oder Kanada – und plädiert für einen Paradigmenwechsel hin zu vertrauensvoller, systemisch agierender Führung aus der Mitte.

Systemlernen statt Kontrolle

Anstelle klassischer top-down-Modelle braucht es laut Sliwka eine datenbasierte, dialogische und kooperative Schulaufsicht, die nicht kontrolliert, sondern entwickelt. In Ländern wie Kanada agieren Aufsichtsbehörden als „critical friends“, die gemeinsam mit Schulen Reflexionsräume schaffen. Entscheidend ist eine Kultur des Vertrauens, gemeinsame Werte und die Fähigkeit, auf Systemebene zu lernen – mit Schulen als professionellen Lerngemeinschaften.

Schulaufsicht als Ermöglichungsstruktur

Damit Schulaufsicht zum echten Entwicklungsmotor wird, braucht es verlässliche Daten, pädagogische Orientierung und aktive Netzwerke. Professionelle Beziehungsgestaltung, systemisches Denken und Mut zur Fehlerfreundlichkeit werden zu Schlüsselfaktoren. Anne Sliwka zeigt auf, wie „Führen aus der Mitte“ gelingen kann – und wie eine lernende Schulaufsicht dazu beiträgt, Schule zukunftsfähig zu gestalten.

Anne Sliwka ist Professorin für Bildungswissenschaften an der Universität Heidelberg und forscht zu schulischer Transformation und lernenden Schulsystemen.