Härtere Bedingungen an Österreichs Mittelschulen

Herausforderndes Umfeld für Lehrkräfte
Während in der AHS-Unterstufe nur 16 Prozent der Lehrkräfte berichten, dass mehr als 30 Prozent ihrer Schülerinnen und Schüler Lernschwierigkeiten haben, liegt dieser Anteil an Mittelschulen bei 42 Prozent. Auch sprachliche Hürden sind weit verbreitet: In jeder zehnten Mittelschulklasse haben über 90 Prozent der Kinder Migrationshintergrund. Zudem stammen viele Kinder aus Familien mit geringem Einkommen oder niedriger Bildung, was die Lernunterstützung zu Hause erschwert.
Ungleich verteilte Lehrerfahrung
Laut OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sollten eigentlich die erfahrensten Lehrkräfte an Schulen mit schwierigen Rahmenbedingungen eingesetzt werden. Die Realität zeigt jedoch das Gegenteil: In Österreich unterrichten Junglehrerinnen und Junglehrer mit weniger als fünf Jahren Berufserfahrung deutlich häufiger Klassen mit hohem Anteil an leistungsschwachen oder verhaltensauffälligen Kindern als ihre älteren Kolleginnen und Kollegen.
Fachfremder Unterricht besonders häufig
Ein weiteres Problem ist der hohe Anteil an fachfremdem Unterricht. Rund 21 Prozent der Mittelschullehrkräfte geben an, Fächer zu unterrichten, für die sie nicht oder nur teilweise ausgebildet sind. Zum Vergleich: In der AHS-Unterstufe betrifft das lediglich sieben Prozent. Besonders häufig kommt fachfremder Unterricht an Schulen vor, in denen viele Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien lernen – und in städtischen Regionen öfter als am Land.
Bildungspolitische Herausforderungen
Die Ergebnisse der TALIS-Studie machen deutlich, wie stark die sozialen Unterschiede im österreichischen Bildungssystem in den Schulalltag hineinwirken. Mittelschulen tragen eine zentrale Integrations- und Förderaufgabe, stehen dabei aber unter deutlich schwierigeren Bedingungen als Gymnasien. Laut OECD braucht es gezielte Maßnahmen, um die Lehrkräfte an diesen Standorten besser zu unterstützen – durch gezielte Ausbildung, Entlastung und eine gerechtere Verteilung erfahrener Pädagoginnen und Pädagogen.