Kindergärten: Klima gut, jedoch Bedarf nach mehr Personal

Der Österreichische Bildungsklima-Index ging in die zweite Erhebungsrunde, bei der die Einrichtungen der Elementarpädagogik und eine österreichweite Befragung von 1200 Eltern und KindergartenpädagogInnen im Zentrum standen. Heute, 27. April 2022,  wurden die Ergebnisse im Rahmen eines Online-Pressegesprächs präsentiert. Diese fallen bei allgemeiner Klima- und Kompetenzvermittlung mit mehrheitlich "Sehr gut" und "gut" zwar deutlich besser aus als bei den Schulen. Akuten Handlungsbedarf sehen die Eltern und PädagogInnen jedoch beim Personalmangel, hieß es bei der Präsentation am Mittwoch.

Mariella Schurz und Andreas Ambros-Lechner
v.l.n.r. Mariella Schurz (B&C), Andreas Ambros-Lechner (MEGA)

Einigkeit gibt es laut der Studie (Befragungszeitraum Februar bis April 2022) auch bei der Forderung nach kleineren Gruppen, um mehr individuelle Betreuung zu ermöglichen. Das waren auch Hauptkritikpunkte des Kindergartenpersonals bei seinen jüngsten Demos und Streiks für bessere Arbeitsbedingungen.

Qualität und Kompetenzvermittlung: Note "Sehr gut"

Erfreulich ist, dass die Qualität der Kindergärten bei der Kompetenzvermittlung (kreative Tätigkeiten, Spielen, Erlernen von Alltagshandlungen) beinahe österreichweit mehrheitlich (50 % der Befragten) mit "Sehr gut" bewertet wurde. Verbesserungsbedarf sehen Eltern und PädagogInnen hinsichtlich der Vorbereitung auf den Übergang zur Volksschule, beim Bewegungsangebot sowie beim Umgang mit Emotionen wie Freude, Wut oder Trauer.

Rahmenbedingungen und Infrastruktur: "Gut"

Dieser Bereich wurde mit der Note "Gut" bewertet. Allerdings herrschen signifikant unterschiedliche Sichtweisen von Eltern und PädagogInnen was die Öffnungszeiten und die Ausstattungsqualität betrifft. Eltern in Wien sind mit den Öffnungszeiten am zufriedensten, Probleme gibt es vor allem in ländlichen Regionen, da sind Eltern mit den Öffnungszeiten und Betreuungsangeboten in den Ferien unzufrieden: Ein Viertel aller befragten Eltern vergibt hier Noten zwischen "Befriedigend" und "Nicht genügend". Unter den PädagogInnen sieht hingegen nur jede Zehnte Verbesserungsbedarf, wie Andreas Ambros-Lechner, Generalsekretär der MEGA Bildungsstiftung, erklärte. Zudem scheint das Gesamtumfeld in den elementarpädagogischen Einrichtungen schwieriger zu werden, da sich die PädagogInnen deutlich mehr Unterstützung in der Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen wünschen. Auch die Ausstattung mit pädagogisch wertvollen Materialien ist ausbaufähig.

Nur knapp ein Zehntel der ElementarpädagogInnen fühlt sich wertgeschätzt

Ein sehr aufrüttelnder Befund ist für Mariella Schurz, Generalsekretärin der B&C Privatstiftung, dass sich nur 9 % der ElementarpädagogInnen ausreichend wertgeschätzt fühlt. Ein anderes Bild zeichnet hingegen die Meinung der Eltern, diese wertschätzen die Arbeit der PädagogInnen. 

Persönlicher Arbeitsplatz und Co-Leiter gewünscht

PädagogInnen wünschen sich einen persönlichen Arbeitsplatz, dieser Bereich wurde häufig mit "Nicht genügend"  bewertet. Die KiGa-Leiter sehen zudem großen Bedarf an administrativer Unterstützung und würden das Hinzuziehen weiterer Expertise wie beispielsweise SozialarbeiterInnen begrüßen. Zudem wünschen sich 69% der befragten LeiterInnen Leadership- und Management-Ausbildungen. Das Leitungspersonal erachtet es auch als sinnvoll, mit einer Co-Leitung zu arbeiten oder generell das Leitungsteam zu erweitern. Interessant ist auch, dass nach Meinung der PädagogInnen das System eher offen für Quereinsteiger als für Rückkehrer zu sein scheint.

Learnings und Handlungsfelder für ein künftiges "Sehr gut"

Um die Kindergärten beim Bildungsklima-Index in Richtung "Sehr gut" zu bringen, braucht es laut Lechner und Schurz unter anderem österreichweit einheitliche Standards bei Qualität, Betreuung und Zusatzangeboten, kleinere Gruppen und einen besseren Fachkraft-Kind-Schlüssel, mehr qualifiziertes Personal zur Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen und generell mehr Einsatz von Spezialisten (u.a. LogopädInnen, ErgotherapeutInnen, Jugendwohlfahrt, Sozialarbeit) sowie weniger Administration. Um den Personalmangel zu bekämpfen, seien außerdem innovative und attraktivere Ausbildungskonzepte und ein besseres Image des Berufs notwendig.

Bildungssystem generell: Corona hat deutliche Spuren hinterlassen

Im Rahmen der zweiten Bildungsklima-Studie wurde auch erneut eine Gesamtbewertung des gesamten Bildungssystems abgefragt. Während es bei einzelnen Faktoren wie dem Klima oder der Infrastruktur Verbesserungen gab, ging es im zweiten "Corona-Jahr" insgesamt bergab. Nach einem " Befriedigend" im Sommer 2021 reicht es nur noch für ein "Genügend". Nur 1 % der PädagogInnen vergibt ein "Sehr Gut" für das Bildungssystem insgesamt,  49 % der PädagogInnen und 25 % der Eltern bewerten mit "Genügend" bzw. "Nicht Genügend".

Zu den Detailergebnissen ​​​​​​​(PDF)

Mit der Gründung der MEGA Bildungsstiftung (www.megabildung.at) bündelten die B&C Privatstiftung und die Berndorf Privatstiftung ihre Ressourcen und Aktivitäten bei der Bildungsförderung, um innovative Bildungsprojekte im schulischen und außerschulischen Bereich zu fördern, auszubauen und in ihrer Wirkung zu verbreitern. Die inhaltlichen Schwerpunkte der MEGA Bildungsstiftung liegen in den Bereichen „Chancenfairness in der Bildung“ und „Wirtschaftskompetenz für den Alltag“.