Kurz vor Schulstart noch zahlreiche offene Lehrerstellen

Situation zum Schulbeginn
Mit Stand vergangenen Freitag waren laut Bildungsministerium noch 265 der rund 120.000 Lehrerposten nicht besetzt. Das entspricht 0,22 Prozent aller Stellen. Der Schulstart sei gesichert, betonte das Ressort. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine Entspannung: Ende August 2024 waren noch 403 Stellen vakant. Minister Christoph Wiederkehr sieht darin ein Zeichen, dass mehr geeignete Personen für den Lehrberuf gewonnen werden konnten.
Mehr Bewerbungen und Quereinsteiger
Die Hauptausschreibung im April hatte 6.100 Posten umfasst, auf die 16.000 Bewerbungen eingingen. Auch bei Quereinsteigern gab es ein Plus: Rund 2.000 Interessierte meldeten sich, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Mit bereits rekrutierten Kräften sollen alle offenen Stunden abgedeckt werden. Dazu laufen Zuweisungen durch die Bildungsdirektionen, außerdem sind Mehrdienstleistungen vorgesehen – ein übliches Mittel, das schon 2023/24 im Ausmaß von 7.000 Vollzeitstellen genutzt wurde.
Gewerkschaft warnt vor anhaltendem Mangel
Für Lehrergewerkschafter Paul Kimberger (FCG) ist die Personalsituation noch lange nicht gelöst. Zwar sei die Lage tendenziell besser, doch gerade in Wien und Vorarlberg sei die Suche nach Personal besonders schwierig. Er kritisiert, dass nur die Hälfte der neu Angestellten über ein abgeschlossenes Lehramtsstudium verfügt. Viele seien Studierende oder Sondervertragslehrkräfte, rund zehn Prozent Quereinsteiger. Aus seiner Sicht handelt es sich um ein „Politikversagen“, da der Engpass seit 2009 absehbar gewesen sei.
Quereinsteiger zwischen Chance und Risiko
Während Bildungsminister Wiederkehr Quereinsteiger als Bereicherung für das Schulsystem betrachtet, verweist Kimberger auf gemischte Rückmeldungen aus den Schulen. Diese reichen von „großartig“ bis „ungeeignet“. Langfristig sei entscheidend, mehr voll ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer ins System zu bringen. Als positiv wertet er die Reform der Volksschullehrerausbildung, die wieder praxisnäher gestaltet wird, fordert jedoch auch Anpassungen für die Ausbildung in der Sekundarstufe.
Engpässe auch bei Schulleitungen und Sonderpädagogik
Nicht nur beim Lehrpersonal, auch bei den Schulleitungen wird es eng. Oft gebe es nur eine Bewerbung pro Ausschreibung, zusätzlich sorge die Pensionierungswelle für Druck. Kimberger fordert attraktivere Rahmenbedingungen, weniger Bürokratie und eine bessere Entlohnung. Dringenden Handlungsbedarf sieht er zudem in der Sonderpädagogik: Durch die Umstellung der Ausbildung sei ein massiver Personalmangel entstanden. Auch die Deckelung bei sonderpädagogischem Förderbedarf verschärfe die Situation – aktuell fehlen mehrere tausend Stellen.