Lob und Kritik an geplanter Lehrkräfteoffensive

Die Lehrkräfteoffensive von Bildungsminister Polaschek, die er als die größte der zweiten Republik bezeichnet, hat zahlreiche Reaktionen hervorgerufen und beschäftigt Experten und Stakeholder auch noch zwei Tage nach der Präsentation. Während es seitens Industrie und Wirtschaft Zustimmung gibt, kommt etwa von Seiten der Hochschulvertretung der PH Salzburg herbe Kritik. 

Zentrale Problembereiche verfehlt

Die Hochschulvertretung sieht die meisten zentralen und ursächlichen Probleme für den Lehrkräftemangel unangetastet: die zu lange Studiendauer sowohl in Primar- als auch Sekundarstufe, die immer noch fehlenden „wirklichen berufsbegleitenden Masterstudienmöglichkeiten im Lehramt“, weiterhin eine bedingungslose Masterpflicht in allen Schultypen und Schulstufen, weiterhin zu lange befristete Anstellung beim Berufseinstieg, weiterhin Dreifachbelastung von Induktionsphase, Schulanstellung und Studium.

Studienumstellung diene nur Schönung von Statistiken

In ihrer Aussendung kritisiert die Hochschulvertretung außerdem, dass die Umstellung des Primarstufenstudiums von einer Studiendauer 4+1 auf 3+2 höchstens dazu diene, die internen Ministeriumsstatistiken von temporär qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern zu schönen, während man Studierende noch früher, dafür noch länger, neben dem Beruf für den Masterabschluss studieren lassen will. Dass hier anstatt von ‚berufsbegleitend‘ als bewährtes Wochenendstudienmodell von „berufsermöglichend“ als weit weniger verbindliches Studienmodell höchstens für Teilzeit gesprochen werde, zeige, dass sich Studierende hier vermutlich nicht viel erwarten könnten, so die Aussendung.

Öffentlich geführte Debatte notwendig

Überwiegend positiv hingegen beurteilt Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer die angekündigte Initiative. In einem Interview im Ö1-Morgenjournal meinte er am Donnerstag, dass es eine öffentlich geführte Debatte benötige. Die Ausbildung sei und bleibe ein wesentlicher Faktor. Und auch die Bezahlung sei eine wichtige Frage. Speziell im naturwissenschaftlichen Bereich mangelt es an Lehrern, weil diese gut ausgebildeten Fachkräfte auch in der Privatwirtschaft stark nachgefragt seien. Leise Kritik klingt dann doch auch bei ihm durch: "Wir wissen alle, dass eine positive Erzählung zu wenig ist", so Himmer, der allerdings insgesamt mit den präsentierten Vorschlägen zufrieden ist. 

Schülerunion ist positiv eingestellt

Auch die Schülerunion begrüßt angesichts der aktuellen Lage des Lehrkräftemangels die Ressortstrategie des Bildungsministeriums. Lehrkräfte sind für einen qualitativen Unterricht systemrelevant und die Anpassung des Lehrbildes an die Ansprüche des 21. Jahrhunderts sieht die Schülerunion sehr positiv.

Industrie und Wirtschaft sehen Chancen

Zuspruch kommt auch aus den Reihen der Wirtschaft und Industrie: Dort sieht man unisono gut ausgebildete, topmotivierte Lehrkräfte als Garant für die Zukunftsfähigkeit des Landes. Auch die Möglichkeit eines Quereinsties wird positiv vermerkt. Wichtig sei auch, dass sich die Schule stärker nach außen und somit auch zur Wirtschaft und Industrie hin öffnen solle.