"Nationale Strategie gegen Antisemitismus 2.0" neu präsentiert

Die Bundesregierung hat am 10. November die aktualisierte Nationale Strategie gegen Antisemitismus vorgestellt. Sie enthält 49 Maßnahmen in Bereichen wie Bildung, Sicherheit, Integration und Digitalisierung. Im Zentrum stehen Prävention, Bewusstseinsbildung und der Schutz jüdischen Lebens in Österreich. Bei der Präsentation betonten alle Redner die Verantwortung der Gesellschaft und die Bedeutung von Bildung als Schlüssel zur Bekämpfung von Judenhass.

Stärkung jüdischen Lebens als zentrales Ziel

Die neue Strategie baut auf der ersten Fassung von 2021 auf und wurde an aktuelle Herausforderungen angepasst. Staatssekretär Alexander Pröll verwies auf die stark gestiegenen antisemitischen Vorfälle und sprach von einer neuen Dringlichkeit. Neben Bildungsmaßnahmen werden auch technische Systeme gefördert, um antisemitische Inhalte im Netz frühzeitig zu erkennen. Ein weiterer Schwerpunkt ist die geplante Errichtung eines Holocaustzentrums als Ort der Erinnerung und Begegnung.

Antisemitismus als Angriff auf die Demokratie

Bildungsminister Christoph Wiederkehr stellte klar, dass Antisemitismus immer auch ein Angriff auf die Demokratie sei. Schulen hätten laut Verfassung den Auftrag, humanistische und demokratische Grundwerte zu vermitteln. Bildung sei daher ein entscheidendes Mittel im Kampf gegen Judenhass.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr

Unterstützung für Lehrkräfte

Das Bildungsministerium will Pädagoginnen und Pädagogen künftig noch gezielter unterstützen. Neben Lernmaterialien und Best-Practice-Beispielen sollen auch Aus- und Fortbildungsangebote ausgebaut werden. Das Thema Antisemitismus wird künftig fix in die Lehramtsausbildung integriert. Das bestehende Programm „Starke Schule – starke Gesellschaft“ wird weitergeführt. Bereits in den ersten Schulwochen dieses Jahres wurden über 2200 Workshops gebucht.
Eine EU-weite Evaluierung der Bildungsmaßnahmen hat Österreichs Strategie gegen Antisemitismus zuletzt als vorbildlich bewertet, gleichzeitig aber Handlungsbedarf beim Umgang mit konkreten Vorfällen im Klassenzimmer festgestellt. Genau darauf ging Bildungsminister Wiederkehr in seiner Rede ein.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr

Erinnerungskultur als Bildungsauftrag 

Ein Schwerpunkt liegt auf der Weiterentwicklung der Erinnerungskultur. Schulische Gedenkstättenbesuche sollen verstärkt gefördert werden. Gleichzeitig wird eine Onlineplattform mit Video-Interviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aufgebaut, um ihre Berichte auch künftig in den Unterricht einbinden zu können. Wiederkehr würdigte in diesem Zusammenhang auch Initiativen jüdischer Organisationen, etwa das Programm „Über die Kinos“, bei dem Schülerinnen und Schüler jüdischen Glaubens Schulklassen besuchen und den Dialog fördern. Österreich setze damit europaweit Maßstäbe, was schulische Prävention und Holocaust Education betreffe.

Gesellschaftliche Verantwortung und historische Pflicht

Vizekanzler Andreas Babler erinnerte daran, dass Österreich heuer 80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus begeht. Er bezeichnete die neue Strategie als Ausdruck historischer Verantwortung und moralischen Auftrags.
 

Vizekanzler Andreas Babler

Stimme der jüdischen Gemeinde 

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, sprach von einer „bedrohlichen Lage“ für Jüdinnen und Juden in Österreich. Der israelbezogene Antisemitismus sei die häufigste Erscheinungsform.
 

IKG-Präsident Oskar Deutsch

Deutsch forderte entschlossene Gegenmaßnahmen in Politik, Medien, Kultur und Bildung. Sichtbares jüdisches Leben in Österreich müsse selbstverständlich bleiben – das sei die stärkste Antwort auf den Hass.
 

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