Schulen wollen weniger getrennte Förderung

Seit sieben Jahren verbringen Kinder mit Deutschproblemen einen großen Teil des Unterrichts in separaten Förderklassen. Aus Wissenschaft und Praxis kommt seit Langem Kritik. Zwei neue Studien zeigen nun erneut, dass das Modell an den Schulen kaum Unterstützung findet. Viele wünschen sich deutlich weniger Trennung und mehr Förderung im regulären Unterricht.

Weniger Stunden in separaten Klassen

Viele Standorte sprechen sich für eine deutliche Reduktion der getrennten Förderung aus. Laut einer Onlinebefragung von Schulleitungen und Lehrkräften liegt der Wunschwert bei rund acht bis zehn Stunden pro Woche. Das ist wesentlich weniger als die derzeit verpflichtenden 15 bis 20 Stunden, die Kinder je nach Schulstufe getrennt von ihrer Klasse verbringen.

Unzufriedenheit mit dem aktuellen Modell

Die verpflichtende Trennung wird von einem großen Teil der Pädagoginnen und Pädagogen kritisch gesehen. Über die Hälfte der befragten Schulleitungen und Lehrkräfte vergibt für das bestehende System nur ein Genügend oder Nicht Genügend. Besonders oft genannt wird der Wunsch nach flexibleren Mischmodellen, die mehr Sprachförderung im regulären Unterricht ermöglichen.

Wahrnehmung der Schüler im Fördermodell

Auch Schülerinnen und Schüler zeigen laut Studie deutliche Vorbehalte. Viele fühlen sich gegenüber ihrer Regelklasse unterlegen und sehen sich in der Förderklasse auf Deutsch beschränkt, während andere Kinder Unterricht in weiteren Fächern erhalten. Diese Wahrnehmung verstärkt das Gefühl von Ausgrenzung und Rückstand.

Soziale Einbindung und Lernrückstände

Mit dem Wechsel in die Regelklasse verbessert sich zwar die soziale Integration, gleichzeitig berichten viele Kinder jedoch von Lernrückständen in anderen Gegenständen. Die Zeit in der separaten Förderung führt dazu, dass Inhalte in Fächern wie Mathematik oder Geografie verpasst werden und sprachliche Barrieren weiterhin bestehen.

Herausforderungen im Kontakt mit Eltern

In den Interviews wurde auch das Verhältnis zwischen Schule und Elternhaus beleuchtet. Unterschiedliche Erwartungen und Sprachbarrieren führen oft zu Missverständnissen. Während Eltern mehr Unterstützung wünschen, interpretieren Lehrkräfte die geringere Beteiligung häufig als Desinteresse. Die tatsächlichen Gründe wie Arbeitsbelastung oder Unsicherheit bleiben dabei oft unberücksichtigt.

Negative Zuschreibungen gegenüber Eltern

Die Studie zeigt zudem, dass Eltern mit migrantischem Hintergrund häufig mit pauschalen negativen Zuschreibungen konfrontiert sind. Viele fühlen sich aufgrund sprachlicher Hürden weniger eingebunden, obwohl sie sich mehr Informationen und Beteiligung wünschen. Entscheidungen mit weitreichenden Folgen, wie die Einstufung in eine Deutschförderklasse, werden oft als wenig transparent erlebt.

Vorschläge für eine zeitgemäße Förderung

Für Verbesserungen braucht es laut den Forscherinnen umfassendere Schritte als nur organisatorische Freiheiten. Genannt werden eine bedarfsgerechte Zuweisung von Sprachförderstunden, transparente Verteilung der Kinder auf Standorte, Förderung im Klassenverband durch Teamteaching, sprachsensibler Unterricht und Unterstützung durch Sprachpatenschaften. Diese Maßnahmen sollen soziale Teilhabe stärken und sprachliche Entwicklung nachhaltiger unterstützen.

Quelle: APA Science