Schulessen zwischen Qualitätsanspruch und Pizzalieferung

Die Unterschiede bei der Mittagsverpflegung in Österreichs Schulen sind groß. Während manche Kinder ausgewogene Mahlzeiten erhalten, gibt es andernorts nur eingeschränkte oder gar keine Angebote. Besonders in der Volksschule zeigt sich, dass Herkunft des Essens, Auswahl und Rahmenbedingungen sehr unterschiedlich sind.

Große Unterschiede bei der Verpflegung

Rund 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche besuchen in Österreich Bildungseinrichtungen. Ein Viertel davon ist in ganztägigen Schulformen und sollte laut Gesetz Anspruch auf ein Mittagessen haben. Ob und in welcher Qualität dieses angeboten wird, ist jedoch sehr unterschiedlich. Von hochwertigen Mahlzeiten bis hin zu gar keinem Angebot reicht die Spannweite, wie die Initiative Zukunft Essen betont.

Gesundheitliche und soziale Bedeutung

Fachleute weisen darauf hin, dass Kinder etwa ein Drittel ihres täglichen Energiebedarfs in der Schule decken. Gesunde Verpflegung ist daher entscheidend für Konzentration, Leistungsfähigkeit und langfristige Zukunftschancen. Studien belegen sogar Zusammenhänge zwischen guter Ernährung im Kindesalter und späteren Bildungsabschlüssen sowie Einkommen. Gleichzeitig sind in Österreich 66.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen und können sich keine ausgewogene Ernährung leisten. Für sie ist eine gesicherte Schulmahlzeit besonders wichtig.

Ergebnisse des Schulessen-Reports

Das vorsorgemedizinische Institut SIPCAN hat erstmals die Verpflegungssituation an Volksschulen österreichweit untersucht. Befragt wurden mehr als 350 Schulleitungen. Demnach essen rund 190.000 Volksschulkinder regelmäßig zu Mittag in der Schule. Nur selten entscheidet jedoch die Schule selbst über den Speiseplan: In jeder fünften Einrichtung legen Freizeitpädagoginnen und -pädagogen die Gerichte fest, in fast ebenso vielen Fällen erstellt das liefernde Gasthaus den Menüplan. In einer Schule wurde sogar berichtet, dass die Dorfpizzeria das Mittagessen liefert – dann gibt es Pizza oder Frittiertes.

Mangel an Räumen und Auswahl

Ein weiteres Problem ist die räumliche Situation. Fast die Hälfte aller Volksschulen verfügt über keinen eigenen Speisesaal. Gegessen wird stattdessen in Klassenräumen, im Werkraum oder sogar am Gang. Auch die Auswahl ist eingeschränkt: In 60 Prozent der Schulen gibt es nur eine Hauptspeise. Für Kinder mit besonderen Essgewohnheiten oder ohne Fleischkonsum bedeutet das fehlende Alternativen.

Forderung nach Qualitätsstandards

Die beteiligten Organisationen fordern einheitliche Qualitätsstandards und einen klaren politischen Rahmen für die Schulverpflegung. Im Regierungsprogramm ist zwar festgeschrieben, Bildungseinrichtungen als Orte der Gesundheit zu etablieren und den Bio-Anteil in der öffentlichen Beschaffung deutlich zu erhöhen. Doch die Umsetzung stockt. Beispiele aus Wien zeigen, dass es möglich ist: Dort erhalten alle ganztägigen Pflichtschulen seit 2023 kostenloses Mittagessen mit festgelegten Standards und einem Bio-Anteil von mindestens 50 Prozent.