Schwierige Schüler? Welche Vorteile lösungsorientiertes Intervenieren bietet!

Wenn SchülerInnen im Unterricht stören, intervenieren Lehrkräfte mit einem lösungsorientierten Ansatz deutlich nachhaltiger und wirksamer. Es steht demnach nicht die Suche nach der Ursache der Störung im Vordergrund, sondern ob es bereits Situationen gab, in denen es dem Schüler/der Schülerin gelungen ist, nicht zu stören. In der Fachsprache wird das "die Suche nach Ausnahmen" genannt.

Eine große Gruppe von Schulkindern macht während eines Unterrichts im Klassenzimmer Chaos, während ihr Lehrer darüber frustriert ist.

Ein Beispiel: Ein Raucher hat das Ziel, Nichtraucher zu werden. Vor einiger Zeit hatte er es schon einmal geschafft, weniger zu rauchen - er hat eine Ausnahme geschafft. Der Therapeut bespricht jetzt mit ihm, wie ihm das gelungen ist und was er tun kann, um das noch öfter zu schaffen. Im Unterricht funktioniert das genauso, sagt Classroom Management Experte Christoph Eichhorn und gibt in seinem neuen Buch zahlreiche Tipps für die Unterrichtspraxis.

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In Kooperation mit Buchautor und Classroom-Management Experte Christoph Eichhorn​​​​​​​ verlosen wir 12 Exemplare von "Mit Psychologie ins Klassenzimmer - Leichter und lockerer unterrichten". Das Buch wendet sich an Lehrerinnen und Lehrer, denen eine gute Beziehung zu ihren SchülerInnen wertvoll ist. ​​​​​​​Anhand von Fallbeispielen wird aufgezeigt, wie man Unterrichtsstörungen wirkungsvoll begegnet und gleichzeitig gute Beziehungen mit seinen Schülerinnen und Schülern aufbaut. 

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Und so wird ein lösungsorientierter Ansatz anhand eines Fallbeispieles (L= Lehrperson/en, S= Schüler:innen) von Christoph Eichhorn beschrieben:

1. Lösungsorientierung - z.B. nach einer Sanktion bei herausforderndem Verhalten

Die L hat jetzt als Beobachtungsschwerpunkt, ob es der S schon ein bisschen besser macht. Dann gibt sie ihm positive Rückmeldung und lädt ihn evtl. zu einem Gespräch ein, in dem sie ihm mitteilt,  "du hast gestern XY (die Alternative zu seinem Problemverhalten) schon besser gemacht, prima! War es schwierig? Lass uns doch bitte darüber sprechen, wie dir das gelungen ist. Ich freue mich schon auf unser Treffen...." 
Am Ende des Gesprächs übergibt sie dem S eine positive "Self-Monitoring Tabelle". In der notiert der S, wenn es ihm gelingt, es besser zu machen, also sein unangemessenes Verhalten zu reduzieren. Sie spricht mit ihm darüber, was er schon besser macht und wie er das schafft, statt ihn zu bestrafen. Damit schwächt sie die durch Sanktionen beim Schüler entstehenden negativen Emotionen ab und fördert den Beziehungsaufbau, - und seine Entwicklung indem sie mit ihm darüber spricht, wie er sich verbessern kann.

Mich interessiert natürlich sehr, ob jemand mir eine Literatur angeben kann, in der das schon so beschrieben ist.  Bisher hat die Literatur so getan, als sei eine Sanktion das Ende einer Handlungskette von: stören, einige Male ermahnen, und falls es nicht besser wird, sanktionieren. Und als sei damit alles erledigt.  Aus psychologischer Sicht ist das doch sehr bedenklich.  Denn damit ist nichts erledigt. Im Gegenteil: Nach einer Sanktion geht es darum, dem Schüler dabei zu helfen, es besser zu machen, bzw. seine Entwicklung zu fördern. Damit ist eine Sanktion der Beginn von Unterstützung. Ich habe aber noch nie erlebt, dass L dieses Vorgehen bekannt ist.  Aktuell gebe ich fast wöchentlich ein bis zwei Workshops oder Webinare. (Christoph Eichhorn)

2. Beziehungsaufbau zu SuS mit herausforderndem Verhalten

Ich erlebe wöchentlich, dass vielen L nicht klar ist, wie wichtig der Beziehungsaufbau zu den S mit herausforderndem Verhalten schon ab den ersten Tagen eines neuen Schuljahres ist - statt zu warten, bis der S schon einige Male gestört hat. Denn dann wird der Beziehungsaufbau für L schwieriger, wenn sie sich schon mal über diesen S geärgert haben, oder schon mal emotional statt ruhig auf sein Stören interveniert haben. Dann wird es für den S nämlich schwieriger, eine gute Beziehung zu seiner L aufzubauen.. Wie der Beziehungsaufbau auch zu diesen S gelingt, ist Schwerpunkt des Buches.

Die "Support-Question"
Probieren Sie, z.B. in der 2. oder 3. Woche eines neuen Schuljahres in einem Einzelgespräch die „Support-Question“ zu stellen:
„Dario (ein S, der sich in den letzten Schuljahren sehr herausfordernd verhalten hat), du weißt doch, dass es mir wichtig ist, dass ihr euch in der Klasse wohl fühlt (das hatte die L am Anfang des neuen Schuljahres der Klasse mitgeteilt). Wie geht es dir, fühlst du dich wohl?“  Da antwortet Dario mürrisch, „nicht gut – Sie sind unfair. Immer bin`s ich, bei den anderen sagen Sie nie was!“.

Ein Grund, eine Sanktion zu geben? Sicher nicht. Statt dessen lautet die Standardintervention: „Gut Dario, dass du das gesagt hast.“  Damit will die L Dario ermutigen, mit ihr über seine negativen Emotionen zu sprechen. „Dann hast du das Gefühl, dass ich dich unfair behandle?“  Und Dario antwortet, „genau“.  Die L sagt, „weißt du, ich möchte dich nicht unfair behandeln…“ 

Und etwas später: „Ich kann dir aber leider nicht garantieren, Dario, dass du nie mehr das Gefühl hast, von mir unfair behandelt zu werden, obwohl ich das wirklich nicht möchte. Lass uns doch bitte überlegen, was du dann machen kannst, wenn das wieder vorkommt….“  zum Beispiel es der L mitteilen. Weitere Infos dazu finden Sie im Buch. Ziel dieses Vorgehens ist, mit Dario über seine negativen Emotionen ins Gespräch zu kommen und mit ihm zu überlegen, wie man diese reduzieren kann. Hintergrund:  Aussagen des S über seine negativen Emotionen wie in diesem Fallbeispiel sind aktuell die wichtigste Information für uns über diesen Schüler. Priorität hat jetzt ihre Bearbeitung. Die ist aber nur möglich, wenn der S sie anspricht – statt sie abzuleugnen und zu sagen „alles o.k.“ - denn dann könnte die L nicht mit ihm darüber sprechen und nach Lösungen suchen.