Starke Kompetenzen für die Zukunft

Die jüngste Fragestunde im Nationalrat mit Bildungsminister Christoph Wiederkehr zeigte deutlich, wie stark sich das österreichische Bildungssystem in Richtung Zukunftskompetenzen, Sprachförderung und Inklusion weiterentwickeln soll. Der Minister betonte mehrfach, dass Schule Kinder nicht nur fachlich, sondern auch für ihr späteres Leben stärken müsse. Im Zentrum stehen dabei moderne Kompetenzen, faire Chancen und klare Rahmenbedingungen.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr im Parlament

Zukunftsrelevante Kompetenzen im Mittelpunkt

Schule soll Kinder gezielt auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereiten. Wiederkehr hob hervor, dass neben Lesen, Schreiben und Rechnen vor allem jene Fähigkeiten an Bedeutung gewinnen, die junge Menschen im 21. Jahrhundert benötigen. Dazu zählen Kreativität, kritisches Denken, Kommunikation und Kooperation. Auch die Vermittlung digitaler Souveränität und ein sicherer Umgang mit digitalen Werkzeugen sollen weiter gestärkt werden. In diesem Zusammenhang nannte der Minister unter anderem Initiativen zu Open Source, digitale Bildungsmedien sowie die bereits eingeführten Wirtschaftsschwerpunkte an Bundesrealgymnasien, die Finanz- und Wirtschaftsbildung stärker ins Klassenzimmer holen.

Deutschförderung als Schlüssel für Bildungserfolg

Ein weiterer Schwerpunkt der Fragestunde lag auf der Sprachförderung. Fast die Hälfte der Wiener Erstklässlerinnen und Erstklässler startet derzeit als außerordentliche Schülerinnen und Schüler, weil ihre Deutschkenntnisse noch nicht ausreichen. Wiederkehr betonte, dass Sprachkompetenz entscheidend für den weiteren Bildungsweg sei. Es brauche daher klare Konzepte direkt am Standort, ausreichend Ressourcen für Schulen mit hohem Förderbedarf und gut ausgebildete Lehrpersonen. Speziell die Qualifikation für Deutsch als Zweitsprache soll ausgebaut und durch zusätzliche Fortbildungsangebote unterstützt werden.

Kopftuchverbot und die Rolle der Schule

Bei der geplanten gesetzlichen Regelung zum Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren stellte der Minister den Kinderschutz in den Mittelpunkt. Ziel sei es, jungen Menschen eine freie und ungestörte Persönlichkeitsentwicklung zu ermöglichen und sie nicht unter sozialen oder familiären Druck zu stellen. Begleitend sollen Aufklärung, Elternarbeit und klare schulische Abläufe sicherstellen, dass Werte wie Gleichberechtigung und persönliche Freiheit im Schulalltag erlebbar bleiben.

Mittlere Reife als neuer Standard am Ende der Pflichtschule

Mit der geplanten mittleren Reife möchte das Bildungsministerium sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler am Ende der Pflichtschulzeit über grundlegende Kompetenzen verfügen. Im Fokus stehen Basiskompetenzen sowie ein reflektierter Umgang mit Informationen, insbesondere im digitalen Raum. Die mittlere Reife soll den Lernfortschritt transparent machen und stärker auf Fähigkeiten statt auf reine Anwesenheit oder Schuljahreszahlen setzen.

Inklusion weiter stärken

Zur Frage der Inklusion bekräftigte Wiederkehr, dass Österreich den Weg zu einem möglichst inklusiven Schulsystem weitergehen müsse. Der Bau neuer Sonderschulen entspreche nicht den Zielen der UN-Behindertenrechtskonvention. Stattdessen braucht es mehr qualifiziertes Personal, ein eigenes Lehramtsstudium für Inklusion und verpflichtende Module in allen Lehramtsstudien. Ziel ist es, Kinder mit unterschiedlichen Bedürfnissen bestmöglich an Regelschulen zu begleiten und ihnen einen gleichwertigen Bildungszugang zu ermöglichen.

Weltanschauliche Neutralität als Grundprinzip

Abschließend erinnerte der Minister daran, dass Schule ein weltanschaulich neutraler Raum sein müsse. Unterricht solle weder parteipolitisch noch ideologisch geprägt sein, sondern sich an Fakten, Bildungsgerechtigkeit und klaren Grundwerten orientieren. Damit soll ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich Schülerinnen und Schüler unabhängig von Herkunft oder Weltanschauung frei entwickeln können.