STOWASSER – Quale opus magnum natum ex Austria Superiore!

Der Stowasser. Generationen von Schülerinnen und Schülern hat er begleitet, bei Schularbeiten gerettet, dann und wann vielleicht auch als Schummelzettelversteck unterstützt. Jedenfalls aber ist er das lateinische Schulwörterbuch schlechthin und liegt als solches seit 2016 in einer völligen Neubearbeitung vor. Es gibt also genug Gründe zum Feiern.

Latein für alle

Wer die Überschrift dieses Artikels nicht versteht, muss nicht verzagen - einfach im "Stowasser" nachschlagen!  Der Stowasser: Ein Nachschlagewerk für Latein, das in Oberösterreich erschaffen wurde. Aber der Reihe nach. Wer war dieser Stowasser eigentlich?

Ein schlesischer Oberösterreicher

Geboren wurde Josef Maria Stowasser am 10. März 1854 in Troppau, Österreichisch-Schlesien. Nach seinem Studium wurde Stowasser Gymnasiallehrer in Freistadt und Wien. Er wetterte schon damals über die Bücher, aus denen der selige Urgroßvater vielleicht schon seine lateinische Weisheit geschöpft hat.

Alle Lehrbücher werden mit strengster Gründlichkeit überwacht. Dem Wörterbuche gegenüber gelten aber solche Bedenken nicht, dies kann im unhygienischsten Druck in der vorsündflutlichsten (sic!) Orthografie, auf dem grausamsten Löschpapier gedruckt sein, ja es kann gegen die Wissenschaft und gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen: Man fragt nicht darnach, denn es ist ein Hilfsbuch. Ein Hilfsbuch? Nein und tausendmal nein!

Fünf Jahre Arbeit

Gesagt, getan. Stowasser setzte sich also hin und schuf bis 1894 ein Wörterbuch, das damals schon Furore machte. Es gab begeisterte Rezensionen der Fachwelt, in kurzer Folge erschienen mehrere Neuauflagen, so 1913 „Der kleine Stowasser“ als abgespeckte Version für den Schulgebrauch.

Modernisierung ließ auf sich warten

Die weitere Geschichte des „Stowasser“ ist auch eine Geschichte des (Latein-)Unterrichts in Österreich. Jahrzehntelang wurde nichts unternommen, um das Fach Latein und damit den „Stowasser“ zu modernisieren, wie Hermann Niedermayr in einer großen Studie betont. Erst 1979 wurde die Frakturschrift ersetzt, die schon damals manche Schülerinnen und Schüler nur mehr mit Mühe entziffern konnte.

Radikale Änderungen

1994, also hundert Jahre nach dem Erscheinen des ersten Stowassers, wurde das Werk unter Federführung von Fritz Lošek radikal umgestaltet. Das war dringend nötig, denn in der Schule wurden mittlerweile gelesene Autoren und Epochen ziemlich erweitert: mittelalterliches, neuzeitliches, christliches Latein, Fachtexte, humoristische Literatur. 

2010 kam mit dem „Stowasser primus“ eine kompakte Version auf den Markt, die auf der Frankfurter Buchmesse als schönstes Schulbuch prämiert wurde.

2016 die nächste, diesmal völlige Neubearbeitung des „Stowasser“: einfache Struktur; wichtigste Bedeutung an erster Stelle (numerus = „Zahl“ und nicht „Glied“), Sprache behutsam modernisiert („Witzbold“ statt „Possenreißer“), Anpassung an den vom Autor intentierten Sprachstil; Aufnahme neuer Autoren (von Apicius' römischer Küche bis zum Abschiedsschreiben von Papst Benedikt XVI.). Seit 2022 gibt es das Werk digital in Form eines E-Books. 

Feiern zu Ehren Stowassers

In Kefermarkt will man die 130 Jahre Stowasser ordentlich feiern. So gibt es am 3. Juni eine Enthüllung eines Denkmals sowie ein Symposium zu Josef Maria Stowasser. Am Nachmittag richtet die Gemeinde ein „Römerfest für Stowasser“ aus! Mehr zu den Felerlichkeiten in Kefermarkt finden Sie unter diesem Link​​​​​​​!

In diesem Sinne: Communiter concelebremus!