Vater der Wimmelbücher Ali Mitgutsch verstorben

Der Müncher Autor und Illustrator Ali Mitgutsch ist tot. Mitgutsch schuf mit seinen Wimmelbüchern ein völlig neues Genre und begeisterte damit ganze Generationen von Kindern. Farbenfroh und wortlos fesselt er durch die unzähligen kleinen Alltagsszenen, die er - es scheint mit Leichtigkeit - zu in einem großen Bild verband. 

Ali Mitgutsch ist tot
Der Erfinder der Kinderwimmelbücher ist am 11. Jänner verstorben

Ein kurzer Nachruf...

Mit seinen Bildern eröffnete er Kindern ganze Welten, zumal jede Szenen, unterschiedlichste Möglichkeiten bietet, wie es weitergehen könnte. Und genau das war sein Anliegen, das er in einem Interview wie folgt auf den Punkt brachte:

"Für Kinder ist es eine wichtige ­Erfahrung, nicht nur vorm Fernseher oder Kassettenrekorder eine festgezurrte Handlung präsentiert zu bekommen, sondern von einem lebendigen Menschen eine ­Geschichte erzählt zu bekommen, in die man eingreifen kann. Ich möchte, dass meine Bücher zum Weiterspinnen anregen. Man kann sie allein anschauen, aber ­eigentlich sind sie dafür gedacht, sie zusammen zu betrachten und sich zu überlegen, wie es weitergeht."

Der Impuls für sein erstes Wimmelbuch kam vom Kinderpsychologen Kurt Seelmann, der sich von ihm ein Kinderbuch wünschte, das nicht so schnell leer wird und das mit jedem Mal ansehen Neues entdecken lässt. So entstand sein erstes Werk "Rundherum in meiner Stadt". Es gilt als erste Wimmelbuch im deutschsprachigen Raum und wurde 1968 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Auch wenn ein Pädagogik-Professor seine Bilder dann als Negativbeispiel in der Lehrerausbildung benutzte, da er meinte, sie seien für kleine Kinder zu komplex, ließ der Künstler sich nicht abbringen.  Im Interview meinte er dazu:

"Mir war aber schon früh klar, dass ­Kinder ein sehr selektives Sehen haben. Sie sehen das, was sie ­interessiert. Alles andere blenden sie aus."

Mitgutsch starb am 10. Januar 2022 im Alter von 86 Jahren in München an den Folgen einer Lungenentzündung. Sein Meisterwerk und das Interesse der Kinder werden wohl noch viele Jahre bleiben...

Wimmelbilder & Didaktische Einsatzmöglichkeiten

Die dargestellten Alltagsszenen in Wimmel- und Suchbildern bieten mit ihren versteckten Geschichten beim gemeinsamen Betrachten zahlreiche Erzähl- und Gesprächsanlässe. Im Zentrum steht dabei der offene Dialog. Dieser kann einerseits vom Gesamtbild ausgehend zu Einzelszenen angeregt werden, oder vom Detail zum Ganzen passieren. Bereits ab der Elementarstufe können sie optimal auch zur Sprachförderung in der Erst- sowie Zweitsprache sowie für den Fremdsprachenunterricht dienen.

Hier kurz zusammengefasst einige Impulse zum Unterrichtseinsatz:

  • Suchrätsel
    „Suche das Kind mit dem Teddybären in der Hand...“. In einem weiteren Schritt stellen Kinder Fragen zum Bild.
  • Fernrohr
    Kinder betrachten das Bild durch ein selbstgebasteltes oder imaginäre Fernrohr und erzählen anschließend, was in der Ferne gesehen werden kann. (Detailausschnitte suchen & benennen)
  • Rollenspiel
    Szenen des Wimmel- oder Suchbild werden nachgespielt
  • Geräuschquiz
    Geräusche zu abgebildeten Situationen werden abgespielt oder produziert, sodass Kinder die entsprechende Darstellung im bild erraten können.
  • Gedächtnisspiel
    Kinder betrachten das Bild und versuchen sich möglichst viele Details zu merken. Lehrkraft stellt dann Fragen, wer kann sich erinnern...
  • Ich seh, ich seh, was Du nicht siehst
    Wer errät am schnellsten, welche Figur, welches Tier, welcher Gegenstand etc. gemeint war?
  • Geschichten erfinden
    Ausgehend von Detailszenen können mit Kindern im Gesprächskreis ganze Szenen und Geschichten erfunden und weitergedacht werden. Was geschah vor der Szene oder danach?

Quellen und weiterführende Links: