Weniger Taferlklassler starten ins neue Schuljahr

Trendwende in den ersten Klassen
Am kommenden Montag ist für 41.000 Kinder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland der erste Schultag, eine Woche später drücken 53.500 Kinder in Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und der Steiermark zum ersten Mal die Schulbank. Damit sinkt die Zahl der Taferklasslern nach jahrelangem Anstieg nun erstmals wieder: Im Vorjahr kratzte man mit rund 98.000 noch an der 100.000er-Marke, heuer geht es mit 94.500 leicht bergab (minus 3,7 Prozent). Allerdings liegt man damit noch immer über dem Stand von 2022/23, heißt es in der Schülerzahlschätzung der Statistik Austria.
Rückgang in Volksschulen, Plus bei AHS und BMHS
Insgesamt beginnt am 1. September für 506.000 Kinder und Jugendliche in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland das neue Schuljahr, in den westlichen Bundesländern sind es ab 8. September 660.000 Schülerinnen und Schüler. Damit bleibt die Zahl in ganz Österreich weitgehend stabil (plus 0,3 Prozent) - mit deutlichen Unterschieden in den Schulformen: Bei den Volksschulen sinkt bundesweit die Zahl der Kinder um 0,7 Prozent auf 374.000. In den Mittelschulen wird sich laut Prognose mit 219.000 Kindern und Jugendlichen so gut wie nichts verändern, auch bei den Sonderschulen gibt es kaum Bewegung (15.500). An den Gymnasien wird ein minimales Plus auf 218.000 erwartet, das vor allem auf die Entwicklung an den AHS-Oberstufen zurückzuführen ist. An den Berufsschulen wird ein Plus von 1,5 Prozent auf 114.000 Jugendliche erwartet, an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) ein Plus von 1,7 Prozent auf 186.000.
Demografischer Wandel zeichnet sich ab
Langfristig macht sich der demografische Wandel zuerst in den Volksschulen und später auch in der Sekundarstufe bemerkbar: Zwar steigt die Zahl der Schülerinnen und Schüler bis zum Schuljahr 2029/30 um drei Prozent, an den Volksschulen wird wegen des Geburtenrückgangs ab 2018 mit einem Rückgang von vier Prozent im Vergleich zu 2024/25 gerechnet. In der Sekundarstufe I (AHS-Unterstufe, Mittelschule) werden die Schülerzahlen laut Prognose der Statistik Austria durch die geburtenstärkeren Jahrgänge ab 2014 in diesem Zeitraum zunächst um drei Prozent weiter steigen, ab 2030/31 ist auch hier ein Rückgang zu erwarten. In der Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe, Berufsschulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) sollen die Zahlen bis 2029/30 noch einmal um vier Prozent anziehen, erst ab 2035/36 schlägt dann auch hier der Geburtenrückgang durch.
Mehr Kinder in Kindergarten und Krabbelstuben
Dennoch hat es im vergangenen Jahr einen Zuwachs bei der Betreuung der Kleinsten gegeben: Insgesamt sind in Österreich rund 334.900 oder zwei Drittel (66 Prozent) der Kinder bis fünf Jahren in elementaren Bildungseinrichtungen - ein Plus von 1,7 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Bei den unter Einjährigen ist der Anteil mit 3,2 Prozent noch relativ gering, bei den Einjährigen sind es 32,6 Prozent und bei den Zweijährigen 64,7 Prozent. Ab drei Jahren steigt die Quote steil an auf 89,1 Prozent. Bei Vierjährigen sind es 95,9 Prozent, bei Fünfjährigen - für die allermeisten davon gilt die Kindergartenpflicht - sogar 97,9 Prozent.
Nur jede sechste Mutter arbeitet Vollzeit
200.800 Kinder (60 Prozent) besuchten zuletzt eine Elementareinrichtung, die eine Vollzeitbeschäftigung der Eltern ermöglicht, ein Plus von 0,9 Prozentpunkten. Diese sogenannten VIF-konformen Plätze müssen mindestens 45 Stunden pro Woche und 47 Wochen im Jahr geöffnet sein. Dennoch arbeiten viele Mütter Teilzeit, zeigt der Bericht der Statistik Austria: Die Vollzeitquote liegt bei Müttern mit Kindern unter 15 Jahren bei 17,4 Prozent. Bei Vätern hingegen sind es 83,7 Prozent. Für 90 Prozent der Eltern ist die Kinderbetreuung der Hauptgrund, Teilzeit zu arbeiten, so Regina Fuchs, Leiterin der Direktion Bevölkerung bei der Statistik Austria.
Plakolm für Wahlfreiheit
Familienministerin Claudia Plakolm sagte bei der Präsentation der Studie, sie stehe "voll und ganz" hinter dem zuletzt in der ÖVP geäußerten Wunsch, Vollzeitarbeit zu fördern. Das gelte aber nur “bei Menschen ohne Betreuungspflichten”. Hingegen äußerte sie "volles Verständnis für familiäre Verpflichtungen". Viele Mütter würden sich eben wünschen, bei ihren Kindern zu sein. "Auch das ist ein Ausdruck von Wahlfreiheit."