Wia habm s’ gach ghoassn, de Drei?

Am 6. Jänner feiert die katholische Kirche die Heiligen Drei Könige, die in der Weihnachtsgeschichte des Matthäus-Evangeliums durch den Stern von Betlehem zur Krippe geführt wurden. Im Evangelium ist von drei Weisen (oder je nach Übersetzung auch Astrologen oder Magier aus dem Osten) die Rede, die einer Sternenkonstellation folgend nach Betlehem kamen, um den neugeborenen König zu besuchen und ihm ihre Gaben zu überreichen. Damit verbunden ist seit über 50 Jahren die österreichweite Tradition des Sternsingens, organisiert von der Katholischen Jungschar. Tausende Kinder ziehen rund um den 6. Jänner als Sternsinger verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Spenden für Hilfsprojekte.

Die oberösterreichische Mundart-Autorin Monika Krautgartner hat zu den Heiligen Drei Königen eine heitere Geschichte (nicht nur) für PädagogInnen geschrieben, die wir Ihnen heute zum Dreikönigstag präsentieren:

Grafik der heiligen drei Könige mit Stern von Betlehem

Wia habm s’ gach ghoassn, de Drei?

​​​Da Sophie ihr kloana Bruada is wirklih a Herausforderung für sei Lehrerin.
Er is herzig, liab, und an sich ja ah willig,
aber er hat, wia man so schee sagt bei uns,
hoit überhaupt koa Sitzfleisch und er kann sih schlecht konzentriern.
Freilih tan sih mim Brav sei alle noh a weng schwar in da erstn Klass,
des is ja ah in Ordnung,
aber da Sophie ihr kloana Bruada is scho a eigenes Kaliber. So oan hat man nur olli paar Jahr dabei.
Na ja, ah mit an starkn Schüler wird a erfahrene Lehrkraft fertig, und d’Jutta war a erfahrene Lehrkraft.
Im Advent hat d’Jutta ihre kloan Spatzn vom Christkind, vo da Krippn, und de erstn Besucher durt erzählt.
Da Sophie ihr kloana Bruada hat wieder nix wia Faxn gmacht und de ganze hintere Reih zum Lachn bracht. D’Jutta hat durchgschnauft und freundlih gschaut, aber wann ma s’ gfragt hätt, wia’s ihr grad geht, hätt s’ wahrscheinlih gsagt: „Mih zreißt’s gleih! Hoffentlih is’s boid zwölfi.“
Doh, wia gsagt, sie is a erfahrene, geduldige Pädagogin.
„So, jetzt wird wieder a weng mehr aufpasst da hint in der letztn Reih, Burschn! Sunst wisst’s morgn wieder nimma, was ma heut glernt habm.“
„Des woaß ih eh scho oiss“, hat da Sophie ihr kloana Bruada angebm, „ih woaß sogar, wia de drei Heilign König ghoaßn habm, des hat ma mei Oma scho oiss erzählt.“
„Wirklih?“, hat d’Jutta interessiert gsagt, „des derfst de andern Kinder in der Klass sagn, und dann sitzt dih wieder brav hi und passt noh a weng auf, is des in Ordnung?“
Da Bua hat ja gsagt.
„Wia hoaßn s’ denn jetzt, de drei Heilign König, hmm?“, hat d’Lehrerin gfragt.
Und da Sophie ihr Bruada hat wia aus da Pistoln gschossn gsagt: „Kaspar, Melchior und Baldrian!“
Da Jutta hat’s, ah wann des net gar so pädagogisch war, an Lacher aussa grissn.
Ja, er is a starker Schüler, da Sophie ihr kloana Bruada, aber zum Fressn liab is er ah! 
Sachn wia da Heilige Baldrian san ah am stärkstn Tag in da Wochn oiwei wieder a Highlight für d’Jutta. Und oiwei wieder is sa sih in der Erinnerung dran sicher, dass s’ genau den richtign Beruf hat und mit neamd tauschn möcht – so vü kloane Briader kinnt d’Sophie gar net habm!

Die Geschichte ist im Buch "Ih gfrei mih so auf Weihnachtn!" beim Trauner Verlag Linz erschienen.

​​​​​​​Wir wünschen Ihnen einen schönen Feiertag!