Zukunft der Lehrerbildung

Die jüngste Analyse des Qualitätssicherungsrats für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR) zeigt: Österreichs Lehramtsstudien befinden sich in einer Phase tiefgreifender Veränderung. Mit der Reform von 2024 wurden Curricula, Studienarchitektur und zentrale Bildungsinhalte neu aufgestellt. Nun liegt der erste Bericht vor, der die Umsetzung an den Pädagogischen Hochschulen und Universitäten bewertet – mit deutlichen Empfehlungen für Ausbildung, Fortbildung und das Berufsbild der Lehrkräfte.

Neuer Fokus auf Kompetenzen

Künftige Lehramtsstudien sollen weniger auf reine Wissensvermittlung, sondern stärker auf konkrete Kompetenzen ausgerichtet sein. Der QSR spricht in diesem Zusammenhang von einem Paradigmenwechsel: Entscheidend sei nicht mehr, welche Inhalte Studierende konsumieren, sondern was sie am Ende tatsächlich können. Lehrveranstaltungen, Prüfungsformen und Lernziele sollen daher enger miteinander verknüpft werden.

Praxisbezug und Inklusion im Zentrum

Die Pädagogischen Hochschulen haben laut Bericht große Fortschritte bei der Verankerung inklusiver und diversitätssensibler Bildungsansätze gemacht. Besonders betont wird der Zusammenhang zwischen sprachlicher Bildung und Bildungsgerechtigkeit. Lehramtsstudierende sollen künftig lernen, Heterogenität als Chance zu begreifen und Unterricht so zu gestalten, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von Herkunft oder Lernvoraussetzungen profitieren.

Künstliche Intelligenz als Bildungsthema

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration von Künstlicher Intelligenz, Medienbildung und Digitalisierung in alle Lehramtsstudien. Der Bericht warnt ausdrücklich vor einem rein technischen Zugang und fordert eine ausgewogene Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken der KI. Lehrkräfte sollen befähigt werden, digitale Werkzeuge didaktisch sinnvoll, kritisch und verantwortungsbewusst einzusetzen.

Fortbildung als Dauerauftrag

Besonders weitreichend ist die Empfehlung des QSR, die Fort- und Weiterbildung künftig als verbindlichen Bestandteil des Lehrberufs zu verstehen. Der Bericht fordert einen „Paradigmenwechsel hin zu kontinuierlicher Fort- und Weiterbildung“. Pädagoginnen und Pädagogen sollen sich regelmäßig mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, gesellschaftlichen Entwicklungen und technologischen Veränderungen auseinandersetzen – von KI über Globalisierung bis hin zu Fragen der Bildungsgerechtigkeit.

Einheitliches Berufsbild

Das neue „Berufsbild für Lehrerinnen und Lehrer“, das 2025 vom Bildungsministerium vorgestellt wurde, dient als gemeinsamer Orientierungsrahmen. Es definiert Handlungsräume, Kompetenzen und professionelle Haltungen, an denen sich Ausbildung und Praxis künftig ausrichten sollen. Ziel ist ein konsistentes akademisches Selbstverständnis des Lehrberufs über alle Standorte und Schularten hinweg.

Qualität durch Forschung und Monitoring

Damit die Reform langfristig Wirkung zeigt, empfiehlt der QSR eine engere wissenschaftliche Begleitung. Laufendes Monitoring soll sicherstellen, dass Stärken und Schwächen der neuen Curricula erkannt und Verbesserungen rasch umgesetzt werden können. Nur so könne eine evidenzbasierte Weiterentwicklung der Pädagoginnen- und Pädagogenbildung gelingen.

Blick nach vorne

Für angehende wie auch für aktive Lehrkräfte bedeutet die Reform vor allem eines: Professionalisierung als Dauerprozess. Der QSR-Bericht macht deutlich, dass Lehrpersonen künftig noch stärker als lernende Fachkräfte verstanden werden – wissenschaftlich fundiert, digital kompetent und offen für gesellschaftlichen Wandel.

Unabhängiger Bericht ans Parlament

Der Qualitätssicherungsrat für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung (QSR) ist ein gesetzlich verankertes, unabhängiges Expertengremium. Seine Aufgabe ist es, die Qualität und Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung in Österreich zu beobachten, zu analysieren und Empfehlungen abzugeben. Gemäß Hochschulgesetz muss er dem Nationalrat jährlich Bericht erstatten.

Bericht des Qualitätssicherungsrates