Expertenwissen

Zahl der Suspendierungen an Schulen gestiegen

Wenn Kinder und Jugendliche in der Schule wiederholt durch Gewalt auffallen, können sie für bis zu vier Wochen vom Unterricht ausgeschlossen werden. Und das passiert immer öfter, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). So hat sich die Zahl der Suspendierungen 2022/23 im Vergleich zu 2018/19 fast verdoppelt. Lehrerinnen und Lehrer fordern Unterstützung durch Timeout-Klassen und Hilfsangebote für die Schülerinnen und Schüler.

Junge greift Mädchen am Arm

Zahlen steigen

Nach einem deutlichen Rückgang in den Schuljahren 2019/20 und 2020/21, als der Präsenzunterricht durch die Coronaschutzmaßnahmen eingeschränkt war, haben seither die Suspendierungen wieder deutlich zugenommen. Nach knapp 1.000 Fällen im Schuljahr 2018/19 vor Ausbruch der Pandemie waren es 2021/22 bereits über 1.300 und 2022/23 mehr als 1.900.

Wann ist eine Suspendierung auszusprechen?

Eine Suspendierung ist eine vorläufige, sichernde Maßnahme bei Gefahr im Verzug und von der zuständigen Schulbehörde nach Maßgabe der Voraussetzungen des § 49 des Schulunterrichtsgesetzes und den dort genannten Gründen auszusprechen. Darunter fällt die Verletzung der Schülerpflichten in schwerwiegender Weise (sofern die Anwendung von Erziehungsmitteln gemäß § 47 leg.cit. oder von Maßnahmen gemäß der Hausordnung erfolglos bleibt) oder wenn das Verhalten eines Schülers eine dauernde Gefährdung von Mitschülern oder anderer an der Schule tätigen Personen hinsichtlich ihrer Sittlichkeit, körperlichen Sicherheit oder ihres Eigentums darstellt.

Experten wie Jürgen Bell, Leiter der Schulpsychologie in der Wiener Bildungsdirektion, betonen dabei, dass die Zunahme der Suspendierungen nicht gleichzusetzen sei mit einer Zunahme der Gewalt an den Schulen. Die Sensibilität für das Thema habe zugenommen, die Schulen würden Gewalt schneller ahnden. Zusätzlich würden die Auswirkungen der Krisen der vergangenen Jahre und der Gegenwart sich auch in den Schulen niederschlagen.

Für Lehrervertreter Kimberger ist jedenfalls klar, dass die Schulen das Thema Gewalt alleine nicht lösen könnten. Die Probleme würden in Öffentlichkeit und Politik kleingeredet, kritisiert er. "Es ist an der Zeit, nicht nur die Symptome, sondern die Ursachen zu behandeln."

Timeout-Klassen und Hilfsangebote

Für die auffälligen Schülerinnen und Schüler selbst bräuchte es professionelles Unterstützungspersonal (Psychologinnen, Sozialarbeiter), das sie in und außerhalb der Schule unterstütze. "Da stecken ja immer Schicksale dahinter." Kimberger setzt in diesem Zusammenhang auch weiter auf Timeout-Klassen. Dort sollten Schüler, die im normalen Klassenverband nicht mehr führbar sind, in einem separaten Bereich entsprechende Unterstützungsangebote bekommen.

"Es braucht ganz klare Maßnahmen während der Suspendierung. Die Suspendierung selbst ist nur eine kurze Auszeit für die Klasse", betonte Krebs, der stellvertrende Vorsitzende der Pflichschullehrergewerkschaft im "Ö1-Morgenjournal (5.2.2024)".

Für Krebs seien pädagogische Einrichtungen mit "multiprofissionellen Support" außerhalb der Schule essenziell, um suspendierte Schülerinnen und Schüler für die Rückkehr in den Unterricht vorzubereiten. Ein zusätzlicher Arbeitsaufwand für Lehrerinnen und Lehrer dürfe dabei aber nicht entstehen, fügte Krebs hinzu.

Quelle: APA Science