Berufseinstieg: Ein Drittel unterrichtet fachfremd und zu viele Stunden

Online-Umfrage zum Berufseinstieg
Mentoring, Beobachtung des Unterrichts erfahrener Kolleginnen und Kollegen sowie Coaching an den Pädagogischen Hochschulen (PH): So sollte die Induktionsphase den Einstieg in den Unterrichtsalltag erleichtern. Die Realität sieht oft anders aus, wie die aktuelle Studie "Berufseinstieg Lehramt" zeigt, für die 785 Berufseinsteiger*innen des Schuljahrs 2023/24 online befragt wurden. Die Studie ist Teil eines mehrjährigen Kooperationsprojekts aller österreichischen PH und der PH-Rektorenkonferenz.
Ein Drittel unterrichtet fremdes Fach
Laut der Befragung werden in der Volksschule rund 23 Prozent der Junglehrer*innen zumindest teilweise in Fächern eingesetzt, für die sie keine Ausbildung haben. In der Sekundarstufe (v.a. Mittelschule, AHS, BMHS) sind es mit 43 Prozent noch einmal mehr. Besonders hoch ist der Anteil unter Berufseinsteigern ohne klassisches Lehramtsstudium, die als Quereinsteiger oder mit einem Sondervertrag zum Unterrichten gekommen sind (45 bzw. 60 Prozent). Auch das Stundenausmaß des fachfremden Unterrichts ist teilweise hoch: Ein Viertel berichtet darin von acht bis zwölf Stunden pro Woche, sieben Prozent von 22 bis 25 Stunden. Ein Drittel unterrichtet laut Befragung zwei bis fünf Stunden ein Fach, ohne voll dafür ausgebildet zu sein.
Zu viele Unterrichtsstunden und Aufgaben
Insgesamt halten die Berufseinsteiger im ersten Jahr im Schnitt 17 Unterrichtsstunden. Rund ein Drittel hat allerdings eine volle Lehrverpflichtung von 22 Wochenstunden oder sogar mehr - eine Überschreitung des erlaubten Höchstmaßes in der Induktionsphase. Neben dem klassischen Unterrichten wird ein Teil der Berufseinsteiger*innen auch für Aufgaben wie Sprachförderung, Inklusion bzw. an ganztägigen Volksschulen für Lernstunden eingesetzt. Relativ oft sind sie im ersten Jahr auch als Klassenvorstand bzw. Klassenlehrer*in tätig, obwohl auch das in der Induktionsphase nicht vorgesehen ist. In der Sekundarstufe ist über ein Viertel als Klassenvorstand eingeteilt. An den Volksschulen, wo diesbezüglich Ausnahmen erlaubt sind, sind über 31 Prozent als Klassenlehrer*innen im Einsatz.
Gefahr der Überforderung
"Die hohen Anteile an fachfremdem Unterricht und der zunehmende Trend des verfrühten Berufseinstiegs deuten auf systemische Probleme hin", wird in der Studie kritisiert. Wenn Ausbildung und Unterrichtseinsatz nicht zusammenpassen, habe das nicht nur Einfluss auf die Unterrichtsqualität, sondern auch die Zufriedenheit der Junglehrer mit ihrem Beruf. Eigentlich nicht vorgesehene Zusatzaufgaben wie Klassenvorstandstätigkeiten könnten die Berufseinsteiger ebenfalls belasten bis überfordern.
Quelle: APA Science