Lehrermangel - Gewerkschaft fordert "konkurrenzfähige" Gehälter

Weil Bayern mit Prämien und dem Hinweis auf höhere Gehälter offensiv um Junglehrer aus anderen deutschen Bundesländern und dem deutschsprachigen Ausland buhlt, befürchten Lehrergewerkschafter eine Verschärfung des Personalmangels in Österreich. Man kenne das Problem aus Vorarlberg, wo viele Lehrer in die Schweiz gehen, so der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) in den "Oberösterreichischen Nachrichten" vom Dienstag. Österreich sei "nicht mehr konkurrenzfähig".

Lehrerin mit Geld vor der Tafel

"Die Bayern schnappen uns die jungen Lehrer weg!", warnen Österreichische Professoren-Union (ÖPU) und AHS-Gewerkschaft laut dem Bericht. Der wahlkämpfende Ministerpräsident Bayerns, Markus Söder (CSU), hat gerade zusätzliche 6.000 Lehrerstellen bis 2028 angekündigt, schon jetzt fehlen allein an den Pflichtschulen 4.000 Personen. Könne man das Personal nicht selbst ausbilden, müsse man es aus anderen Bundesländern oder dem deutschsprachigen Ausland holen. "Wir Bayern zahlen sowieso viel mehr", so Söder, der dafür auch innerhalb Deutschlands viel Kritik geerntet hat.

4.774 Euro brutto pro Monat und sofortige Pragmatisierung in Bayern

Das Einstiegsgehalt ist in Bayern mit 4.774 Euro brutto monatlich höher als in Österreich (3.116 Euro). Die derzeit geringeren Gehälter an Grundschulen (Volksschulen) sollen schrittweise angepasst werden, schreiben die "Salzburger Nachrichten" mit Verweis auf das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultur. Dazu kommen 3.000 Euro Prämie, wenn man in einer Region mit Personalmangel arbeitet, sowie eine Vergütung von Umzugskosten. Außerdem würden die Lehrer sofort pragmatisiert. "Da können wir nicht mithalten", so die Gewerkschafterin und ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gertraud Salzmann im Ö1-"Morgenjournal".

"Wenn die Gehälter Richtung 5.000 Euro gehen, dann muss das Ministerium und der Gesetzgeber eine deutliche Attraktivierung durchführen", forderte Kimberger in den "Oberösterreichischen Nachrichten". In Österreich würden aber finanzielle Anreize "nicht einmal angedacht", kritisierte der oberösterreichische AHS-Gewerkschafter Werner Hittenberger (FCG). Zudem seien die Lehrer die einzige Berufsgruppe im öffentlichen Dienst, bei der die Einstiegsgehälter nicht attraktiviert wurden. Dazu komme die lange Ausbildungsdauer als Hemmnis, beklagen Lehrervertreter auf Ö1.

Der Salzburger AHS-Gewerkschafter Georg Stockinger (FCG) geht in den "Salzburger Nachrichten" davon aus, dass vor allem bereits viele Pflichtschullehrer ins benachbarte Bayern gewechselt sind. Landesrätin Daniela Gutschi (ÖVP) kann hingegen keine Abwanderung beobachten. Für sie ist das Thema eher, dass Lehrer von den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen) an Bundesschulen (AHS, BMHS) wechseln, seit das durch eine Dienstrechtsnovelle möglich wurde. An den Salzburger Bundesschulen gebe es auch de facto keinen Lehrermangel. Eine Prämie, wie sie etwa in Vorarlberg bezahlt wird, ist für Gutschi derzeit kein Thema.

Bildungsministerium setzt auf Quereinsteiger und Ausbildungsverkürzung

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) betonte im Ö1-"Morgenjournal", sein Ressort werde die Situation gemeinsam mit den Behörden vor Ort "sehr genau prüfen". Das Thema Abwerbung gebe es immer wieder, auch innerhalb Deutschlands. Um mehr Lehrer an Österreichs Schulen zu bringen, setzt er auf die geplante Verkürzung der Ausbildung und Quereinsteiger sowie bessere Arbeitsbedingungen durch mehr Unterstützungspersonal. 

Quelle: APA/Science